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Stimmen zum März 38

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„40 Jahre sind es morgen, daß Hitler in Österreich einmarschiert ist und ein leidvolles Kapitel unserer Geschichte begonnen hatte. 40 Jahre sind es her, daß der damalige Bundeskanzler Schuschnigg sein ,Gott schütze Österreich' gesprochen hat. Wenn die Bürger dem Staat ihre Mitarbeit nicht verweigern, wenn die Christen überzeugend ihren Glauben leben, dann findet dieser Wunsch seine Erfüllung: Gott schützt Österreich!“

Kardinal Franz König

trAm 15. März wurde Hitler auf dem Heldenplatz in Wien von mehr als 200.000 Wienern, einem Zehntel der Bevölkerung der Stadt, geradezu hysterisch bejubelt. Die Weltöffentlichkeit hat diese Ereignisse in Bildern festgehalten, die Österreich bis in die Gegenwart als ,SpiegeV-Bild vorgehalten werden und immer wieder die Frage auftauchen lassen: Wie war es möglich? Auf sie gibt es keine undifferenzierte Antwort. Folgendes steht zwar fest: Der Nationalsozialismus konnte vor 1938 nie mehr als 15 bis 20 Prozent der Österreicher zu seinen wirkli-

chen Anhängern zählen. Seine Gegner, von kleinen Jugend- und Arbeitergruppen abgesehen, sind in jenen Märztagen eben nicht in großer Zahl auf die Straße gegangen und wurden daher ebensowenig photo-graphiert wie die Österreicher, die schon unmittelbar nach dem Eintreffen der deutschen Truppen zu Tausenden von der Gestapo verhaftet wurden. Trotzdem war im März und April 1938 zweifellos sehr viel echte Zustimmung zum Anschluß vorhanden.“

Univ.-Prof. Dr. Erika Weinzierl

„Am 11. Februar 1938 vergnügten sich die Spitzen der Vaterländischen Front auf dem ,Frontball' in der Wiener Hofburg, die Stimmung war nervös, man tanzte auf dem Vulkan... am nächsten Tag fuhr Schuschnigg nach Berchtesgaden ... Es kommt darauf an, die Motive der damals Agierenden zu durchleuchten und zu verstehen zu versuchen, nicht die Uberzeugungen ändern zu wollen. Man sollte keine Schuldsprüche fällen, sondern versuchen, die Zeit zu verstehen.“

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