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Echo aus dem Norden
Schweden ist das Land der modernen ökumenischen Bfewegung. Der Name des evangelischen Erzbischofs Nathan Söderblom bleibt für immer damit verbunden und ebenso der von ihm inspirierte Stockholmer Kongreß 1925. Der Appell, der davon ausging, hat weltweit gewirkt, und Schweden besitzt deshalb eine Priorität in der praktischen Verwirklichung des christlichen Einheitsgedankens. Die Gründungen von „Faith and Order”, des „Lutherischen Weltbundes”, des „Kirchenrates” hängen damit zusammen. Das letzte große Ereignis dieser Art war „New Delhi” 1961.
Man erwartete also, daß in der evangelischen Presse ein besonderes Echo auf die Ökumene des Zweiten Konzils einsetzen würde. Das war aber nicht der Fall: es herrscht ziemliche Stille. Aber dieser Mangel an spontaner Teilnahme muß nicht negativ bewertet werden. Er läßt sich hauptsächlich durch zwei Gründe erklären. Erstens hat das Konzil das ökumenische Schema noch nicht verabschiedet, und zweitens kann man verstehen, daß schon deshalb dem Mutterland der Ökumene eine natürliche Zurückhaltung zukommt.
Der schwedische Bischof von Västeros, iSven Silin, offizieller Obser- vateur (nicht der Staatskirche, sondern des, Lutherischen Weltbundes), konnte nach seiner Rückkehr von Rom zwar sagen, daß die Türen, die Nathan Söderblom 1925 zu öffnen versuchte, daran sind, aufgeschlagen zu werden. Auch die demokratischen Formeln, die das Konzil verwendete, zum Beispiel „Paul VI. mit den Konzilsvätern”, fanden seine Zustimmung. Aber im ganzen lautete sein Kommentar vorsichtig.
Ein anderer skandinavischer Beobachter, der dänische Professor Kristen Skydsgaard, zeigte eine generösere Haltung. Nachdem er dem Papst bei einer Audienz für das „herzliche und offene Klima des Konzils” gedankt hatte, warnte er freilich vor dem Optimismus, innerhalb kurzer Zeit die Einheit der Christen verwirklicht zu sehen. Daß der Papst selber nicht so „leichtsinnig” denke, wisse er. Doch schloß er mit den hoffnungsvollen Worten: „Wir befinden uns am Beginn eines Weges, dessen Ende nur Gott kennt.” Der Papst stimmte der Ansprache zu, die an dieser Stelle zum erstenmal von seiten eines nichtkatholischen Delegierten vernommen wurde.
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