
Langzeitarbeitslosigkeit: Potenziale werden verschwendet!
Die Entspannung am Arbeitsmarkt gilt nicht für alle: Langzeitarbeitslose bleiben außen vor. Das neu geschaffene „Superministerium“ dürfte die Causa zusätzlich verschärfen, befürchtet Sabine Rehbichler von „arbeit plus“. Über strukturelle Diskriminierung und die sozialen Folgen.
Die Entspannung am Arbeitsmarkt gilt nicht für alle: Langzeitarbeitslose bleiben außen vor. Das neu geschaffene „Superministerium“ dürfte die Causa zusätzlich verschärfen, befürchtet Sabine Rehbichler von „arbeit plus“. Über strukturelle Diskriminierung und die sozialen Folgen.
Die Zusammenlegung des Arbeits- und Wirtschaftsministeriums wirft die Frage auf, wer die Probleme angeht, die Menschen zu Langzeitarbeitslosen machen. Denn die Arbeitslosigkeit insgesamt sinkt zwar, doch der Anteil jener Menschen, die mehr als ein Jahr ohne längerfristigen Job oder Ausbildung waren, hat sich über die letzten 15 Jahre von 19,2 Prozent (April 2007) auf 37,4 Prozent (April 2022) verdoppelt.
Die positive Konjunktur und die Maßnahmen der Arbeitsmarktpolitik helfen also nicht allen gleichermaßen. Gerade jetzt, wo die Wirtschaft um Fachkräfte ringt, wäre der richtige Zeitpunkt, sich der Gruppe zu widmen, die schon länger ohne Erfolg einen Job sucht. Dazu braucht es eine intensive Auseinandersetzung mit den Ursachen und fehlenden Rahmenbedingungen, die Menschen davon abhalten, möglichst schnell – aber auch nachhaltig – wieder ins Berufsleben einzusteigen. In dieser Auseinandersetzung läge eine Chance, die längst nicht nur den Betroffenen helfen würde. Eine ernsthafte Debatte darüber könnte eine bessere Arbeitswelt für alle herbeiführen – Wirtschaft inbegriffen.
Fehlende Kindergartenplätze als Ursache
Aber wie werden arbeitslose Menschen zu Langzeitarbeitslosen, und wer ist betroffen? Stolpersteine sind häufig die geforderten Grundvoraussetzungen für einen potenziellen Arbeitnehmer. Dabei benötigt dieser – aber auch die Arbeitgeber(innen) – eine flexible Unterstützung für einen angepassten Wiedereinstieg, wie etwa zeitliche Stufenmodelle, unterstützende Beratung und Begleitung oder ausreichende und qualitativ hochwertige Betreuung von Kindern und Angehörigen.
Fast die Hälfte der Langzeitarbeitslosen sind Menschen, die eine längere Krankheit hinter sich haben. Eine andere Gruppe sind Menschen über 50, die es in Bewerbungsprozessen nach wie vor schwerer haben – aber noch mindestens zehn Jahre lang arbeiten sollen. Auch Menschen mit niedriger formaler Bildung fallen schnell aus dem Jobmarkt und finden sehr viel schwerer eine neue Stelle als Akademiker(innen).
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