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Deutsch für Techniker
Leider können die Germanisten der technischen und gewerblichen Lehranstalten Österreichs nicht mit der gleichen Freude auf die kommende Neuordnung blicken wie ihre Kollegen der „Höheren Schulen“ („Furche“ Nr. 18). Hatte der Deutschunterricht im besonderen schon durch das sogenannte „Ischler Programm“ der unmittelbaren Nachkriegszeit gegenüber der Bundesgewerbeschule vor 1938 eine Einbuße erlitten — die Zahl der Fächer der Allgemeinbildung wurde, durch Hereinnahme der obligaten Fremdsprache wohl vermehrt, der Deutschunterricht selbst verlor Stunden —, so wurde die Stundenanzahl auch jetzt nicht auf den Stand der Zeit vor dem zweiten Weltkrieg zurückgebrächt. Man blieb bei der bisherigen Stundenanzahl (im ersten Jahrgang drei, sonst je zwei Wochenstunden). Das ergibt für den Germanisten eine Reihe von Problemen:
Obwohl in den fünf Jahrgängen der technischen und gewerblichen Schulen (die der Ober mittelschule entsprechen!) derselbe Lehrstoff wie in den oberen Klassen der Allgemeinen Höheren Schulen vermittelt werden soll, ist die Stundenanzahl nur zwei beziehungsweise drei Wochenstunden, also etwa um die Hälfte geringer.
Der Germanist empfängt an den
Allgemeinen Höheren Schulen die Unterstützung einer Reihe von anderen Fächern (zum Beispiel Fremdsprachen, Geschichte, philosophischer Einfüh-rungsunterricht usw.), die uns an unseren Schulen fehlen. Hier haben wir nur die eine Fremdsprache, Geographie und Geschichte neben uns. Die Schüler an den technischen
und gewerblichen Lehranstalten sind schwieriger zu behandeln. Nicht bloß, daß sie schon durch die Wahl der Schultype ein vorwiegend technisches Interesse bewiesen haben, sie kommen auch aus verschiedenen Schultypen der Unterstufe (Hauptschule, untere Klassen der Höheren Schulen, unter Umständen auch achtklassige Volksschule).
Freifach: Muttersprache
Während an den Allgemeinen Höheren Schulen eine Reifeprüfung in Deutsch nicht für alle Schüler verpflichtend ist, so daß der Kollege an dieser Schulart es vor allem mit den besseren und für den Deutschunterricht aufgeschlosseneren Reifeprüfungskandidaten zu tun hat, ist an den technischen und gewerblichen Lehranstalten anerkennenswerterweise — und hier zeigt sich die Wertschätzung, die unser Gegenstand bei der vorgesetzten Behörde genießt — die Deutschmatura für alle Schüler obligat. Das bedeutet aber, daß der Lehrer hier unter weit ungünstigeren Verhältnissen als anderswo seine Schüler doch so weit bringen muß, daß sie einer Reifeprüfung in Deutsch gewachsen sind.
Der „Zug zur Technik“ bringt es mit sich, daß die technischen und gewerblichen Lehranstalten meist über-
füllt sind. Klassen — auch Maturajahrgänge — mit mehr als vierzig Schülern sind keine Seltenheit. Daß hier ein Eingehen auf den einzelnen Schüler sehr schwierig ist, wird jeder einsehen.
Zuletzt möchte ich noch darauf hinweisen, daß der Deutschunterricht an den technischen und gewerblichen Schulen auch noch bis zu einem gewissen Grad dem berufsbildenden Charakter der Schule angemessen sein muß.
Alle Germanisten an unseren Schulen sind sich gewiß bewußt, wie unendlich schwierig es ist, allen Wünschen gerecht zu werden. Es entzieht sich auch unserer Kenntnis, inwieweit doch noch Verbesserungen für den Deutschunterricht möglich gewesen wären oder vielleicht in Zukunft noch sind.
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