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Gegen den Materialismus

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PROFESSOR JOSEF HYRTL. Von Franz Wolf und Gottfried Roth. Herausgegeben von der Forschungs- und Kulturstelle der Österreicher aus dem Donau-, Sudeten- und Karpatenraum, Wien, unter der Redaktion von Dr. Nikolaus Britz. 151 Setten.

Besondere Beachtung bei jenen, die dem kulturellen Leben unserer engen Heimat und des alten Österreich aufgeschlossen gegenüberstehen, verdient Dr. Nikolaus Britz und die mit höchster Tatkraft von ihm geleitete Forschungs- und Kulturstelle. Das Wirken dieses Unternehmens umfaßt das einstige Reich vom Gebiete des heutigen Burgenlandes bis Siebenbürgen und bis zum Böhmerwald. Der Forschungs- und Kulturstelle und ihrem geistigen Führer Dr. Britz verdanken wir nun ein Buch über den großen österreichischen Forscher Josef Hyrtl, der am 7. Dezember 1810 in Eisenstadt zur Welt gekommen und am 17. Juli 1891 in Perchtoldsdorf bei Wien gestorben ist.

Das uns vorliegende Werk bildet an sich keine Lebensbeschreibung, obwohl darin sehr viel von Hyrtls Schaffen, seinen Leistungen, seinem Weltruhm gesprochen wird. Das Wesentliche des Buches besteht nicht sosehr in einer Würdigung des bahnbrechenden Meisters der Anatomie — der auch das berühmte Wiener Anatomische Museum errichtet hat —, als vielmehr in der genauen und wörtlichen Darstellung des Kampfes, den er wider den zu seiner Zeit übermächtigen Materialismus geführt hat. Wir finden hier Hyrtls Rede am 1. Oktober 1864, also vor bald hundert Jahren, gehalten an der Wiener Universität aus Anlaß seiner Inauguration als Rektor. Mit der Wiedergabe dieser verschollen gewesenen Rede erwirbt die Forschungs- und Kulturstelle neues Verdienst um die Erkenntnis der Vergangenheit — und zugleich für unser Heute. Man muß es lesen, mit welcher Klarheit, Schärfe und wissenschaftlichen Genauigkeit Hyrtl die „Beweisführung gegen das Christentum“ widerlegt und feststellt; daß die Seele auf keinen Fall ein „Produkt de9 Gehirns“ sein kann.

In einem gehaltvollen Vorwort würdigt Landeshauptmann Lentsch die Bedeutung des Burgenlandes vom kulturgeschichtlichen Standpunkt.

Sehr bemerkenswert sind die Ausführungen von Wolf zum dialektischen, marxistisch-philosophischen und historischen Materialismus und die Abhandlung „Anatomie und Prophetie“ von Roth, eine Studie über die geistesgeschichtliche Bedeutung Hyrtls. Zu dem Gewichte der Veröffentlichung tragen noch die ungemein umfangreichen Annexe bei. Sie bringen Anmerkungen für den bio graphisch - historisch - soziologischen Teil und eine verblüffende Menge an emsigst gesammelten Literaturnachweisen zu Hyrtls Forschungsarbeiten und Publikationen. Zum Thema Materialismus und so weiter. Damit geben sie zugleich ein aufschlußreiches Bild der vorzüglichen Methoden, die Herausgeber und Mitarbeiter in den Dienst aller an dem Gegenstand ernstlich beteiligten Leser stellen.

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