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Stimme des Gewissens

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ES WAR EIN BEFEHL. Erzählung. Von Ernst Frossinagg. österreichische Verlagsanstalt, Wien. Leinen, 171 Seiten. 78.— S.

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ES WAR EIN BEFEHL. Erzählung. Von Ernst Frossinagg. österreichische Verlagsanstalt, Wien. Leinen, 171 Seiten. 78.— S.

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Ernst Prossinagg, der Autor der Erzählung „Es war ein Befehl“, hat sich im Staatsdienst als Finanzexperte große Verdienste erworben und die österreichische Papierindustrie viele Jahre hindurch betreut. Trotz dieser verantwortungsvollen Funktion fand er auch Zeit zu literarischem Schaffen; besonders als Dramatiker hat sich Prossinagg einen Namen gemacht, weil seine Bühnenwerke aufgeführt und preisgekrönt wurden. Erwähnt seien „Satan Rex“ und „Der Komödiant“, eine tragische Episode aus dem Leben Ferdinand Raimunds. Von 1959 bis 1963 war der Autor Präsident des Wiener Goethe- Vereines. In diesen Jahren vollendete er Goethes Nausikaa-Frag- ment, indem er es zu einer fünf- aktigen Tragödie ausbaute. Weite Verbreitung fanden Prossinaggs Erinnerungen an die Vereinigten Staaten, die unter dem Titel „Das Antlitz Amerikas“ erschienen. Auch als Erzähler und Lyriker gewann er eine treue Lesergemeinde. Anläßlich seines 80. Geburtstages —Prossinagg erblickte in Wien am 30. April 1886 das Licht der Welt — veranstalteten literarische Kreise seiner Heimatstadt eine Feierstunde, die Einblick in das ebenso reichhaltige wie umfangreiche Lebenswerk des Dichters und Dramatikers bot.

Zur Ehrung des Jubilars brachte die Österreichische Verlagsanstalt die vorliegende Erzählung heraus, deren Thematik gerade in unserer Epoche höchst aktuell ist. In der Geschichte „Es war ein Befehl“, die in Italien vor dem Ende des zweiten Weltkriegs spielt, geht es nämlich darum, ob und inwiefern ein Offizier oder Soldat verbrecherisch handelt, wenn er sich gezwungen sieht, einem Befehl nachzukommen, dessen Durchführung den Tod einer Reihe von Menschen zur Folge haben muß. Der Wiener Dramatiker und Kulturkriti ker Oskar Maurus Fontana hat diese Erzählung gelesen, die in einem erschütternden Kampf gegen Unrecht und Zwang die Stimme des Gewissens heraufbeschwört. Im Bann dieses tragischen Geschehens schrieb Professor Oskar Maurus Fontana dem Autor einen Brief, in dem es unter anderem heißt: „Es ist Ihnen gelungen, einen wirklichen Zeitroman zu schreiben, der viele Situationen der damaligen Jahre, die wir alle erlebten, festhielt. Die moralischen Probleme, die Sie in dem Roman entwerfen, sind von hoher Warte gesehen und fesselnd behandelt. Ein Werk, das viel Interesse erwecken und lebhafte Diskussionen auslösen dürfte.“

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