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Der Zweifler
Er war Zeitgenosse der „Deutschrömer“ Feuerbach und Böcklin, doch anders als ihnen blieb Hans von Marees öffentliche Anerkennung zeitlebens versagt. Um seine Existenz hatte sich der Maler dennoch nie zu sorgen, verstand er es doch, Mäzene für sich einzunehmen: Zunächst Graf Schack, mit dem er sich im Ringen um eigene künstlerische Positionen bald überwarf; später Konrad Fiedler, der Marees zwanzig Jahre hindurch großzügig unterstützte — ohne jemals die insgeheim gehegten Zweifel über das Talent seines Schützlings laut werden zu lassen.
Hans von Marees Briefe, die anläßlich seines hundertsten Todestages neu aufgelegt wurden und wichtiges Quellenmaterial zum Verständnis des Künstlers darstellen, erhellen eine zutiefst zwiespältige, gleichermaßen von Selbstzweifeln wie Selbstüberschätzung geprägte Persönlichkeit, die letztlich an der Unerfüll-barkeit der eigenen Ansprüche scheiterte.
Wenn seine Gemälde auch von der formalen Anlage - der einfachen Komposition, eigenwilligen Figurenmodellierung und dumpfen Farbigkeit - her zu seiner Zeit beispiellos waren, bevorzugte er, dem Geist seiner Epoche entsprechend, mythologische und literarische Themen. Seine Auffassung von der sittlichen Vollendung des Künstlers schien eher an den Nazarenern orientiert als zeitgemäß.
Es bedurfte erst der Wiederentdeckung durch Julius Meier-Graefe, um dem Künstler vor den Augen seiner Nachwelt Gerechtigkeit widerfahren zu lassen -ganz so, wie Marees sich dies Jahre zuvor in einem seiner Briefe ausgemalt hatte.
BRIEFE. Von Hans von Marees. Hrsg. von Anne S. Domm. R. Piper Verlag, München 1987. 403 Seiten. öS 374,40.
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