6857652-1977_22_07.jpg
Digital In Arbeit

In Moskau tagen Vertreter der Religionen

Werbung
Werbung
Werbung

Derzeit,Jlndet eine ,.Friedensberatung“ Repräsentanten verschiedener Religionen und Kirchen in Moskau statt. Das Vorbereitungskomitee hiefür tagte bereits im März. Daß die sowjeteuropäischen Kirchen ihre Vertreter nach Moskau entsenden mußten, dürfte wohl niemanden überraschen. Um so mehr aber die Beflissenheit westlicher kirchlicher Würdenträger, die sich bereitfanden, ahnungs- und bedenkenlos die von geschickten atheistischen Sowjetregisseuren ihnen zugedachte Rolle „nützlicher Dummköpfe“ am Vorabend der Belgrader Gipfelkonferenz zu spielen.

Ungarn war an der vorbereitenden Beratung durch den katholischen Bischof Dr. Jözsef Kacziba vertreten, der die Begeisterungsnorm der Friedenspriester seit Jahren überfüllt. „Magyar Nemzet“ machte mit ihm ein Interview, aus dem man interessante und bisher unbekannte Informationen entnehmen konnte.

Die „Friedensberatung beschränkt sich nicht auf die römisch-katholische Friedensbewegung Justitia et Pax“, sondern bemüht sich diesmal auch um die anderen großen Weltreligionen. Islam und Buddhismus wurden angesprochen, um ihre Repräsentanten für die „Friedensweltpolitik“ Moskauer Prägung zu mobilisieren. Dadurch soll eine Weltpublizität in religiösen Kreisen gesichert und eine tiefere Wirkung in den Volksmassen erzielt werden. Die abgedroschensten Slogans scheinen noch immer zu wirken: „Kampf für dauerhaften Frieden, für Abrüstung und für gerechte Beziehungen zwischen den Völkern!“

Die vorbereitende Beratung hat dort fortgesetzt, wo man in Helsinki aufge hört hatte. Sie bestätigte die Beschlüsse, verkündete die Absicht, eine ähnliche Konferenz im Weltmaßstab zu fördern und die Segnungen der kommenden Belgrader Konferenz auf alle Kontinente auszudehnen. Für die Weltfriedenskonferenz benötigt man den religiösen Paravent.

Die Moskauer Beratung der Religionsvertreter ist keine Massenversammlung, sondern eine elitäre Veranstaltung. Fünfhundert sorgfältig ausgesuchte Teilnehmer aus einhundert Ländern wurden von den Regisseuren nach Moskau eingeladen. Ungefähr 53 Prozent von ihnen sind Christen.

Die Konferenz hat eine fast primitive, aber eben allzeit wirksame Traktandenliste: Dauerhafter Frieden, Abrüstung, gerechte Beziehungen zwischen den Völkern. Wie schön! Zweck des Ganzen ist es, die Kirchen vor den Karren der sowjetischen Friedenspolitik zu spannen. Bei den Vorbereitungsarbeiten spielte ein evangelischer ungarischer Bischof, Dr. Zoltan Käldy, eine wesentliche Rolle. Käldy tritt oft als ein Starpropagandist des ungarischen kommunistischen Regimes in westlichen Ländern auf. Auch für Belgrad hat er hervorragende psychologische Vorarbeit geleistet. Auf der Moskauer Vorkonferenz fungiert der nominelle Chef der russisch-orthodoxen Kirche, Patriarch Pimen, als großzügiger und freundlicher Gastgeber. In seiner Begrüßungsansprache wies er darauf hin, welch eine hervorragende Aufgabe den Priestern und Laien im Kampf für den (kommunistischen) Weltfrieden zufällt.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung