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Spiel mit dem Radio
Mit einer schon lange nicht mehr dagewesenen Intensität hagelt es Proteste, Vorwürfe, Empörungen gegen das menschenverachtende Regime in Südafrika.
Teile der westlichen Welt wollen ihr Mißfallen, so scheint es, endgültig mit einem Wirtschaftsboykott zum Ausdruck bringen. Und sei es im Alleingang, wie Kanadas Ministerpräsident Mulroney energisch bekräftigte.
Trotzdem kommt man bei näherer Betrachtung des wortreichen Muskelspiels um ökonomische Strafsanktionen doch eher zu der Vermutung, daß es sich einmal mehr um hohle Drohungen handelt. Die meisten Äußerungen lassen sich nämlich eindeutig von rechts nach
links und umgekehrt lesen, sind Moralpredigten ohne konkrete Sachaussagen.
Kaum werden die möglichen Ziele und Risken eines Wirtschaftsboykottes für alle Beteiligten definiert und diskutiert.
Südafrikas Rohstoffe wie Chrom, Mangan, Vanadium oder Platin spielen in der modernen Industrie und Hochtechnologie eine unverzichtbare Rolle. Wenig debattiert wird jedoch die tatsächliche Bedeutung des südafrikanischen Rohstoffmarktes und sein Ausfall beziehungsweise mögliche Versorgungsengpässe. .^^Ncihezu alle südafrikanischen Rohstoffe sind substituierbar und Ersatzanbieter präsent, heißt es. Eine wissenschaftliche Analyse in der „Neuen Zürcher Zeitung“ wies vor kurzem diese These auch schlüssig nach. Allerdings mit dem Ergebnis, daß ein Boykott Südafrika nur treffen kann, „wenn die westlichen Industrieländer eine Lieferabhängigkeit von der Sowjetunion in Kauf nehmen.“ Und weiter: ,^Als sicherer Gewinner von Sanktionen hat der Ostblock zu gelten.“
Die UdSSR beherrscht eindeutig zusammen mit Südafrika einen großen Teil der für die Industrienationen wichtigen Rohstoffmärkte. Die moralische Doppelbödigkeit solcher Entwicklung von Wirtschaftsbeziehungen steht wohl außer Zweifel.
Ebenfalls eine wissenschaftliche Untersuchung in der Bundesrepublik hat gezeigt, daß es außerdem recht schlecht bestellt ist um die Vorratshaltung an Rohstoffen für Krisenfälle in fast allen Industrieländern.
Wirtschaftssanktionen ja oder nein, diese Frage kann so nicht gestellt werden. Voraussetzung dafür ist eine (ehrliche) Diskussion darüber, wo handfeste wirtschaftliche Absichten enden und echte Solidarität mit den Apartheidopfern beginnt. Welche konkreten Ziele erreicht werden können, und wie sie zu realisieren sind.
Alternativen zur derzeitigen Situation, und seien sie hervorgerufen durch Wirtschaftssanktionen, sind nur wirkungsvoll, wenn sie realisierbar sind. Je ehrlicher damit verbundene Probleme und Fragen aufgeworfen und diskutiert werden, desto sinnvoller kann auch die Hilfe für Reformkräfte in Südafrika sein.
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