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Musik der Okumene
Über ihren Titel „Zweiter Internationaler Kongreß für Kirchenmusik“ dürfte die in Bern vom 22. bis 29. September sich ereignende musikalische Begegnung der christlichen Bekenntnisse erheblich hinauswachsen. Während nämlich der vor zehn Jahren begangene erste Kongreß gleichen Namens und gleicher Bestrebung bei allen nachwirkenden Anregungen im Grunde doch den Charakter eines großzügigen Versuches hatte, erhält die diesjährige Tagung schon durch das unmittelbar bevorstehende Konzil entscheidende Bedeutung, während anderseits durch die gesammelten Erfahrungen auch die Vorbereitung und Verdichtung der geistig-geistlichen Substanz auf ganz anderer Basis aufgebaut werden konnte. Als Krönung der verschiedenen Festgottesdienste im römisch-katholischen, evangelisch-lutherischen und altkatholischen Ritus ist eine ökumenische Feier gesetzt — was bisher kaum je auf einem Kongreß der Fall gewesen sein dürfte. Arbeitsgemeinschaften werden sich mit den Themen ..Musik und Gottesdienst“, „Neue Formen der Anbetung“, Hymnologie, Orgelbau und anderem befassen. Ein Besuch in Freiburg, dem katholischen Zentrum der Schweiz, ist offiziell in den Ablauf des Kongresses eingebaut. Vorträge, unter anderem von Professor Söhngen, Berlin, und Monsignore Angles, Rom, werden besonders die gemeinsamen Bestrebungen in Tradition und Fortschritt behandeln. | Das Rahmenprogramm umfaßt Orchester-, Chor- und Orgelkonzerte mit deutschen, französischen, italienischen, englischen und schweizerischen Ausführenden. Ein Orgelkonzert spielt der österreichische Organist A. F. Kropfreiter (Stift St. Florian). Eine Kirchenmusikausstellung wird die Verbindung der Schweiz mit dem Ausland aufzeigen und, was zu wünschen wäre, intensivieren.
Halten wir uns vor Augen, daß der oberste Gedanke des im Oktober in Rom beginnenden Ökumenischen Konzils die Wiedervereinigung der christlichen Kirchen ist, dann dürfen wir den Berner Kongreß als einen der bedeutendsten Beweise des guten Willens bezeichnen. Er befaßt sich mit Musik, gewiß, aber kann man Kirchenmusik ohne das geistliche Gedankengut und die liturgischen Formen überhaupt behandeln? Und ist nicht heute, wo man vielfach von der „schweigenden Kirche“ spricht, vielleicht just die „singende Kirche“ zum Handeln berufen? Daß der Kongreß unter dem Patronat der kirchlichen und weltlichen Behörden steht, läßt hoffen, daß dieser Gedanke erkannt und gutgeheißen wird.
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