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Einheit durch die Musik

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Die 1200-Jahr-Feier der Weihe des ersten Salzburger Domes war der Anlaß, den VI. Internationalen Kongreß für Kirchenmusik in Salzburg abzuhalten. Er wurde von der „Consociatio In- ternationalis Musicae Sacrae” (CIMS), der Internationalen Vereinigung für Kirchenmusik, die ihren Sitz in Rom hat, in Zusammenarbeit mit dem Allgemeinen Cäcilienverband (ACV) für die Länder der deutschen Sprache veranstaltet. Die CIMS sieht ihre Aufgabe darin, „zur Pflege und zum Fortschritt der Kirchenmusik nach den Vorschriften der Kirche, die Zusammenarbeit und das einträchtige Vorgehen unter möglichst vielen auf der ganzen Welt und aus allen Nationen eifrig zu fördern.” 1500 Tagungsteilnehmer und aktive Kirchenmusiker waren der Einladung gefolgt.

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Die 1200-Jahr-Feier der Weihe des ersten Salzburger Domes war der Anlaß, den VI. Internationalen Kongreß für Kirchenmusik in Salzburg abzuhalten. Er wurde von der „Consociatio In- ternationalis Musicae Sacrae” (CIMS), der Internationalen Vereinigung für Kirchenmusik, die ihren Sitz in Rom hat, in Zusammenarbeit mit dem Allgemeinen Cäcilienverband (ACV) für die Länder der deutschen Sprache veranstaltet. Die CIMS sieht ihre Aufgabe darin, „zur Pflege und zum Fortschritt der Kirchenmusik nach den Vorschriften der Kirche, die Zusammenarbeit und das einträchtige Vorgehen unter möglichst vielen auf der ganzen Welt und aus allen Nationen eifrig zu fördern.” 1500 Tagungsteilnehmer und aktive Kirchenmusiker waren der Einladung gefolgt.

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Die ersten Programmüberlegungen für diesen Kongreß, dessen geistiger Vater der bisherige Vizepräsident und nunmehr neugewählte Präsident der CIMS, Prälat Prof. Dr Johannes Overath aus Köln war, waren auf die Mitte des kirchenmusikalischen Dienstes abgestellt: auf eine angemessene und würdige Feier des eu- charistischen Opfers, mit dem jeder Kongreßtag begann. Chorgemeinschaften aus dem In- und Ausland gestalteten mit alter und neuer, zum Teil für diesen Kongreß geschaffenen Musik, die Gottesdienste im Dom, in den Stiftskirchen St. Peter und auf dem Nonnberg und in der Wallfahrtskirche Maria-Plain. Nach den Worten von Monsignore Overath „weiß es ein internationaler Kongreß den weisen Bestimmungen des letzten Konzils zu danken, daß er sich in seinen Gottesdiensten der alle einenden lateinischen Liturgiesprache bedienen kann, ohne daibei volkssprachliche Gesänge im Rahmen des Nötigen und Möglichen zu vernachlässigen”. Die einzelnen Beiträge entsprachen daher dem „Nova et Ve- tera”, dem Gregorianischen Choral als Maß jeglichen Kultgesanges und struktureller Grundlage der polyphonen Musik wie auch den musikalischen Ausdrucksformen unserer Zeit im Zuge der liturgischen Erneuerung.

Die Thematik der wissenschaftlichen Sitzungen war im Bogen von der Gregorianik bis zur Gegenwart weit gefaßt. Der erste Themenkreis war mit Choral-Editionen und Fragen der Choralpraxis befaßt. Die Notwendigkeit einer Neuausgabe des Graduale und Antiphonale Roma- num erwies die Gemeinschaft von Gläubigen verschiedener Nationen und Sprachen, die ohne einen gemeinsamen Besitz an liturgischen Gesängen im Klang einer allen vertrauten Sprache nicht zu verwirklichen ist.

Der zweite Themenkreis war den Problemen neuer liturgischer Musik auf dem Hintergrund der Musik unserer Zeit gewidmet und wurde in philosophisch-theologischer Grundlegung vorbereitet. Dabei stand die Forderung nach Stille, als der Haltung, die tiefes, rezeptives Verhalten vorbereitet, um kontemplativ emp fangen zu können, in Widerspruch zu den Forderungen des II. Vaticanums. Wahre Teilnahme am Gottesdienst bestünde im Sich-in-die- Tiefe-Begeben, aktives Mitmachen versperre den Weg zur eigentlichen Teilnahme. Die Musik habe nun die „Mission”, die Seele des Gläubigen in die Tiefe zu führen. (Univ.-Prof. Dietrich von Hildebrand.) Daß die praktische liturgische Musik aber zur Zeit ganz andere Probleme hat, bewies das internationale Komponi- sten-Kolloquium, das sich unter Leitung von Prof. Josef Friedrich Doppelbauer mit Fragen der Satztechnik, des Volksgesanges, der Folklore, den Kompositionsmitteln und dem zulässigen Instrumentarium beschäftigte. Das Ringen um das Geistig-Geistliche einer liturgischen Musik, das die volle künstlerische und religiöse Veranitwortung des schöpferischen Musikers erfordert, wird weitergehen.

Im letzten Themenkomplex wurde die kirchenmusikalische Ausbildung des Welt- und Ordensklerus erörtert. Die Musik sollte neben der Liturgie Werkzeug und Stütze für das Apostolat des Priesters sein, ein projektiertes Lehrbuch der Kirchenmusik soll ihm dafür ein gewisses Maß gesicherten Wissens mitgeben. Den Abschluß der Arbeitssitzungen machten Fragen des Orgelbaus, deren Aktualität durch die gelungene Restaurierung des von Rochus Egeda- cher 1770 in der Salzburger St.-Mi- chaels-Kirche erbauten Brüstungspo- sitivs — als Auftakt einer verstärkten Orgeldenkmalpflege — unterstrichen wurde.

Aus dem Bereich der gebotenen liturgischen Musik verdienen die „Missa Hercules Dux Ferrariae” von Josquin de Prėz mit der Cappella Carolina Aachen und das Requiem von W. A. Mozart mit dem Domchor und Mozarteum-Orchester Salzburg wegen der Güte der Interpretation besondere Erwähnung. Bei Feiern im Dom und in der Franziskanerkirche wurde fast ausschließlich zeitgenössische Musik — neutestamentli- che Hymnen aus der neuen Liturgia Horarum für Chor und Volk — geboten. Dem Papst-Wort „Conservare et promovere” entsprach die Auf führung der „Marien-Vesper” von Claudio Monteverdi und die Uraufführung eines Oratoriums nach Texten des hl. Augustinus mit dem Titel ,De tempore” von Cesar Bresgen.

Viele Fragen harren noch einer Klärung. So diente dieser Kongreß vor allem der Förderung von Initiativen und dem Austausch von Erfahrungen. Die Universalität des Gregorianischen Chorals wurde vehement bekräftigt, doch auch die Erweiterung zu einem neuen Klangbewußtsein betont. Dabei wird es sich zeigen, daß es mit dem Zugang zur neuen Musik ähnlich bestellt ist wie mit dem Zugang zum Glauben: sie setzt das Hören voraus. Vorträge, Gespräche und Aufführungen bewiesen, welch bedeutender Platz der Kirchenmusik auch im Kulturleben unserer Zeit zukommt.

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