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Nicht einmal ein gemeinsames Gebet war möglich: Die Kurzvisite des römischen Papstes beim georgischen Patriarchen kommt zu schwieriger Dialogzeit. Immerhin ein Erfolg, daß der 30-Stunden-Aufenthalt Johannes Pauls II. möglich war. Immerhin ein Erfolg für Karol Wojtyla, erstmals als Papst den Boden einer ehemaligen Sowjetrepublik betreten zu können. Es dürfte sich auch mehr die Politik - allen voran Präsident Edward Schewardnadse - durchgesetzt haben, durch die Einladung des Papstes Weltoffenheit zu zeigen.

Der orthodoxen Kirche Georgiens fällt dies viel schwerer: Es wird ebenfalls schon als Erfolg verbucht, daß Patriarch Ilia II. den Papst am Flughafen Tiflis erwartete. Eine Open-Air-Messe des Papstes hingegen wurde - ebenso wie ein gemeinsames Gebet der Kirchenführer - verhindert.

Patriarch Ilia II. galt lange Zeit als ökumenisch offen: Er war Vorsitzender des Weltkirchenrates und hatte schon 1980 Johannes Paul II. in Rom besucht. Doch die antiökumenische Strömung in der georgischen Orthodoxie hat sich durchgesetzt: 1997 trat diese Kirche aus dem Weltkirchenrat aus, die Katholiken werden von den dortigen Antiökumenikern gar als Ketzer angesehen.

Johannes Paul II. hat es sich mit dieser Auslandsreise nicht leicht gemacht: Denn auch sein Besuch in Indien führte in ein Land, wo Katholiken eine verschwindende Minderheit sind. Die Fernsehbilder vom Abschlußgottesdienst im Nehru-Stadion von Neu-Delhi, in dem viele Plätze leer blieben, sprachen für sich.

Der Papst versuchte in seinen Aussagen einen Spagat - zwischen Aufrufen zu religiöser Toleranz (Gegner sahen darin den Versuch, bloß die Position der Kirche in einer feindlichen Umgebung zu festigen), Beharren auf einem missionarischen Anspruch des Christentums (was von manchen als Neokolonialismus interpretiert wurde) und eindringlichem Eintreten für soziale Gerechtigkeit und Lebensschutz (dies wurde als gegen das Kastensystem gerichtet aufgefaßt: auch in diesem Zusammenhang wurden vereinnahmende, koloniale und missionarische Tendenzen unterstellt).

In Georgien, in Indien: Die Reise des Papstes war auch ein Politikum. Ob berechtigt oder nicht: Vorbehalte, wie sie hier zutage traten, werden auch die nächsten Pläne Johannes Pauls II. überschatten - ob er nun in den Irak oder ins Heilige Land fährt. Bekanntlich ist der polnische Papst aber trotz seines Alters sehr beharrlich, um seine (Reise-)Ziele zu erreichen.

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