"Die Silbe Gott leer halten", dies fordert der Dichter und Theologe Christian Lehnert mir und der Zeit zum Trost, während die Sonne in ihrer Augustschöne das Leben hier bescheint und wahre Wärme für die kalten Tage und Nächte schickt. Was aber sollen wir sagen, ohne uns den Mund zu verbrennen in diesem August, da dieselbe Sonne die Allmacht des Menschen beleuchtet und angesichts der Nachrichten aus aller Welt ihre Strahlen wohl gerne nach innen kehrte vor Schmerz ob des Wütens und Tobens über irgendeinem Wesen, das schwächer ist als ich oder dazu gemacht wird. Ein Untertan, eine Untertanin wird sich schon finden für mein Begehren.
Wo nehmen wir die Worte her für das ganz eigene Drama, dass keine einzige Entschuldigung ausreicht für all das und noch mehr! Versteht einer die Not, die das unbändigbare Wollen mit sich bringt und das Elend, das fabriziert wird aus blindwütigen Erlaubnissen? Versteht einer, warum alles einfach einen neuen Rahmen bekommt und neue Autoren findet, die für richtig halten oder für recht und billig erklären, was nicht erlaubt ist, und die Grenzen der einmaligen und ewigen sakralen Würde des Lebens permanent verletzen?
Ich glaube nicht, dass ich mit allem mitkommen muss. "Die Silbe Gott leer halten" und gehen. So lange gehen, laufen, fahren, fliegen, und nicht austreten aus dem Geschehen. Den Rücktritt nicht denken. Der Sehnsucht nach der Wahrheit tief verbunden bleiben. Nie und nimmer aufhören, wo immer mein Ort sei oder mein Freudenflug und mir alles geschehen lassen, Schönheit und Schrecken, bis das Licht der Gnade mich endlich wieder findet in allem Erschrecken.
Und es wird sein ein flüsternd Aufstrahlen, es wird geschrieben stehen an Traumgestaden einer hoffenden Seele: das neue Wort vom Anbeginn. Und ich werde nichts sagen. Ich werde es sein.
Die Autorin ist Pfarrerin an der Lutherischen Stadtkirche in Wien
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