FGM - © Foto: Getty Images / AFP / Ashraf Shazly

FGM: Beschnittenes Leben

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Nicht nur im globalen Süden, auch in Österreich ist weibliche Genitalverstümmelung (FGM) ein Problem. Eine neue Sensibilisierungskampagne will Prävention und Aufklärung leisten.

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Nicht nur im globalen Süden, auch in Österreich ist weibliche Genitalverstümmelung (FGM) ein Problem. Eine neue Sensibilisierungskampagne will Prävention und Aufklärung leisten.

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Probleme beim Urinieren oder während der Menstruation, Komplikationen bei der Geburt, drastische Einschränkung der sexuellen Befriedigung, und im schlimmsten Fall der Tod: Das ist ein Auszug aus der großen Bandbreite an Beschwerden, die „Female Genital Mutilation“ (FGM) nach sich zieht. Laut UNICEF werden nach wie vor drei Millionen Mädchen weltweit jährlich einer derartigen Beschneidung der Genitalien ausgesetzt, alle zehn Sekunden wird laut der Kinderrechtsorganisation ein Mädchen unter zwölf Jahren verstümmelt.

„FGM ist nicht nur ein Thema ,der anderen‘“, heißt es dazu seitens der „Aktion Regen“. Bei der Bildungs-NGO für Entwicklungszusammenarbeit hat man den zehnten „Internationalen Tag der genitalen Selbstbestimmung“ am 7. Mai zum Anlass genommen, gemeinsam mit Partnerorganisationen sowie Anti-FGM-Aktivist(inn)en eine groß angelegte Sensibilisierungskampagne zu starten. Bis zum 18. Juni wird auf der unabhängigen Plattform „Together We End FGM“ eine Videobotschaft veröffentlicht, welche die Relevanz des Themas aufzeigen, Präventionsarbeit leisten und das Bewusstsein für dieses Thema stärken soll.

Europaweit 500.000 Betroffene

Zwar wird FGM – trotz gesetzlicher Verbote – überwiegend in rund 30 Ländern des globalen Südens praktiziert, betroffen sind allerdings alle Kontinente – so auch Europa. Die Datenlage ist dünn, dennoch schätzt man bei „Aktion Regen“, dass europaweit etwa 500.000 betroffene Frauen leben, alleine in Österreich gehen Expert(inn)en von etwa 8000 beschnittenen Frauen aus. Eine Österreich-Erhebung des European Institut for Gender Equality (EIGE) hat im Vorjahr zudem ergeben, dass in Familien aus einem Land, in dem FGM praktiziert wird, 18 bis 20 Prozent der Mädchen in Gefahr sind, eine genitale Verstümmelung zu erleiden.

Gerechtfertigt wird das Ritual bis heute mit Jahrtausende alten Traditionen. Der Ursprung ist kaum erforscht und kann auch keiner spezifischen Religion zugeschrieben werden, denn es gibt sowohl muslimisch als auch christlich geprägte Länder, in denen FGM praktiziert wird. Jedes Land hat dazu seine eigenen kulturellen Spezifika, was sich unter anderem an der Art des Cuts, wie Betroffene die Verstümmelung nennen, zeigt. Die WHO unterscheidet vier Ausprägungen: von der Klitoridektomie, bei der der sichtbare Teil der Klitoris weggeschnitten wird, bis zur Infibulation, bei der Klitoris und äußere Schamlippen entfernt werden und alles bis auf eine kleine Öffnung zugenäht wird.

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