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Digital In Arbeit

Die Dichter und das liebe Geld

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Das Verhältnis österreichischer Autoren zum.Geld ist offenbar kompliziert. Nicht nur, weil sie keines oder zuwenig haben, sondern an sich. Dies geht aus dem Ergebnis einer Umfrage hervor, welche die Bawag veranstaltete und deren Ergebnis nun, in einem Paperback gesammelt, erschien. Symptom für die Kompliziertheit: Fast keinem kommt es deutlich über die Lippen beziehungsweise Tasten, daß er sehr gern sehr viel mehr Geld hätte und das Schreiben, nebst allem anderen, wozu es gut sein mag und weshalb man es tut, als einen möglichen, wenn auch alles andere als sicheren Weg dazu ansieht.

Erfrischende Offenheit ist also nicht gerade'die hervorstechendste Eigenschaft der meisten Beiträge. Hingegen haben einige durchaus Witz und manche sogar literarische Qualität. Welch letztere in einigen Fällen eben gerade die Frucht konsequenter Bemühungen ist, dem positiven Bekenntnis zum Geld um jeden Preis, und seien es kost spielige, weil zeitraubende stilistische Turnübungen, aus dem Wege zu gehen. So gelesen, entpuppt sich das Buch als Dokument einer mitleiderregenden Unzeitgemäßheit: Im Zeitalter der Globalisierung, des laissez-faire und des beinharten und immer beinhärteren Managements halten nur noch die Dichter die Fähnchen der sozialen Gerechtigkeit, der Solidarität und wie sie alle heißen mögen aus den Fenstern des Elfenbeinturms, auch wenn sie die Miete für ihr Elfenbeinzimmerchen noch schuldig sind. Oder geht es ihnen sowieso ganz gut und das distanziert-intellektuelle Verhältnis zum Geld ist Marketingstrategie?

Der Band enthält Beiträge von

Manfred Chobot bis Armin Thurnher, von Antonio Fian bis Marlene Stree-ruwitz, von Franzobel über Gerhard Jaschke bis Heinz Budolf Unger und Franz Schuh. Zu den witzigsten gehört der von Alfred Zellinger, der die Beiträge zusammentrug und sich über die Unproduktivität von Dichtern lustig macht, die sich außerstande erklärten, in sechs Wochen zehn Seiten zu liefern. Aber wenn die Autoren produktiver werden, könnte es ihnen so er: gehen wie den Arbeitern, die schließlich auch immer produktiver wurden r bis sie arbeitslos waren. Ein Hoch also auf die Unproduktiven!

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