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Zwölfton-Notturni

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Mit Schönbergs „Pierrot lunaire“ (op. 21), nach Girauds kauzig-bizarren, die Häßlichkeit verherrlichenden Gedichten, verabschiedeten sich die „Kontrapunkte“ unter Peter Keuschnig im vierten und letzten Nachtstudio im Mozartsaal: eine grotesk-phantastisches Nokturne knapp vor Mitternacht, in dem sich die für Wien neue Sopranistin Margaret Baker vorstellte. ,

Sie deklamiert die *Pierrot“-Par-tie kantabler, als man's hier etwa von Marie-Therese Escribano hört, mit mehr runder, geschmeidigerer Stimme, weniger hysterisch-flün-kernd, aber auch weniger pretiös. Und sie versteht die Szene mit viel Fluidium zu gestalten, das anmutige Kunstgewerbe des Textes delikat zu pointieren. Peter Keuschnig führte hier wie auch im vorangegangenen Naebtstudio sein Ensemble straff, sorgte für blankgescheuerte Details, reiche Kontrastmalerei. Ina 3. Nachtstudio gefiel uns besonders die Wiedergabe von Schönbergs Serenade (op. 24), entstanden in einer Zeit, da sich der Komponist so ziemlich zum letztenmal an historischen Formen, Menuett, Walzer, Marsch, orientierte. Die „Kontrapunkte“ spielten das über lange Strecken nervös flatternde, bewegte Opus durchsichtig, so daß die reizvollen Verschränkungen und Uberlagerungen traditionsgebundenen Formengutes mit neuen Konstruktionselementen in all der kunstvollen Verfremdung sehr apart wirkte Meinard Kraak sang das Petrarca-

Sonett (4. Satz), das sich für seinen kultiviert geführten, weich timbrier-ten Bariton vorzüglich eignet. Rainer Keuschnig spielte Alban Bergs Klaviersonate (op. 1): in den Konturen klar, virtuos, mit souverän gesetzten Glanzlichtern. Die spätromantische Gebärde des Stücks hat er allerdings noch nicht recht heraus. Außerdem hörte man Bergs „Vier Stücke für Klarinette und Klavier“ (op. 5), von Alfred Rose und Rainer Keuschnig sehr expressiv vorgetragen, und Maria Teresa Marünez mit Schönbergs „Variationen und Fuge“ (op. 40) für Orgel.

Man sollte wirklich auch während der Saison Gelegenheit haben, informative Nachtstudios mit neuer Musik zu besuchen.

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