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Nocturno — zwölftönig

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Das Ensemble „Kontrapunkte“, dem das Konzerthaus alle vier Nachtstudios im Mozartsaal anvertraute, hat seine Chancen wahrgenommen, bereits zwei imponierende Notturni der Wiener Schule präsentiert: Ensemblechef Peter Keuschnig spürte in Schönbergs, Bergs und Weberns Partituren raffinierten Detailkonstruktionen sensitiv nach, gestaltete mit den konzentriert spielenden Symphonikerkollegen die behutsam verflochtenen Stimmen randvoll mit glänzendem Espressivo. Die beiden ersten Nachtstudios haben's gezeigt: Das Ensemble ist an seinen Aufgaben gewachsen. Es im nächsten Jahr kontinuierlich, vielleicht sogar wieder mit Nachtstudios, womöglich auch unterm Jahr, einzusetzen, wäre wünschenswert.

Gespielt wurden Schönbergs Kammersymphonie (op. 9), dieses abwechslungsreiche, stellenweise heftig auftrumpfende Stück an des Messers Schneide zur Moderne: Was 15 Solisten an Brio nur entfesseln können, sprang da die Hörer an. Für einen Konzertskandal wie Anno 1907 könnte es nicht mehr reichen. Aber daß das Publikum damals schockiert war, glaubt man gern. Herberes Musizieren beherrschte die Aufführung von Alban Bergs „Kammerkonzert für Geige und Klavier mit 13 Bläsern“ (1925). Auch wenn man Konstruktionen und ausgeklügelte Materialverwertung nur In der Partitur entdeckt, das vitale Konzertieren und der agressiv-effektvolle solistische Einsatz (Geige: Georg Sumpik, Klavier: Rainer Keuschnig) übten ihre Wirkung. Den ganzen subtilen Zauber reichen Innenlebens breitete Keuschnig im „Konzert für neun Instrumente“ (op. 24) von Anton von Webern aus: Urmotiv-spiele, von zwingender Logik, Ökonomie, für die der sachlich denkende junge Dirigent die richtige Hand hat. Er macht daraus keine Gefühlsrevue in Pastell.

Dorothy Dorow sang die eher spröden „Fünf geistlichen Lieder“ (op. 15) und die „Sechs Trakl-Lieder“ (op. 14) von Webern. Die Größe des Mozart-Saals ist für ihren flexiblen, in allen Lagen gleich intonationssicheren, aber nicht sehr fülligen Sopran gerade richtig. Exakte, kühl schillernde Wiedergaben, in denen der expressive Gestus der Texte eher gefiltert schien.

Sehr überzeugend gerieten Weberns „Drei kleine Stücke“ (op. 11), sparsamste Psychogram/me für Cello und Klavier, und sein Quartett.

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