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Alban Berg

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Mit dem letzten Konzert im Mozartsaal, das ausschließlich Alban Berg gewidmet war, haben Peter Keuschnig und das aus Symphonikern bestehende Ensemble „Kontrapunkte” die Feuerprobe bestanden. Denn sowohl die drei für Streichorchester gesetzten Stücke der „Lyrischen Suite” (1925 bis 1928) wie das „Kammerkonzert” (1923 bis 1925) gehören zu den schwierigsten Werken ihres Genres, sowohl was den reichen, vielschichtigen Gehalt wie was die überaus komplizierte Spieltechnik betrifft, die sie erfordern.

Von den fünf ursprünglich für Streichquartette geschriebenen Sätzen der „Lyrischen Suite” hat Berg später drei für Streichorchester gesetzt. Im Unterschied zu dem kurz vorher fertiggestellten „Wozzeck” bedient sich der Komponist darin der Zwölftontechnik, und die Satzbezeichnungen Andante amoroso (mit Ländlerepisode), Allegro misterioso (mit Trio estatico) und Adagio appassionato (mit dem schwermütigen Zemlinsky-Zitat) geben genau die Stimmung wieder. — Keuschnig ließ die drei Sätze mit doppeltem Streichquintett spielen. Wahrscheinlich hatte er nicht mehr Musiker zur Verfügung. Aber Bergs Intentionen gingen wohl auf den Klang eines vollen Streicherensembles.

Das Kammerkonzert hier im Detail zu analysieren, fehlt uns der Raum, einige Andeutungen müssen genügen. Formal wird es von der Drei regiert: die eng verbundenen Initialen des Triumvirates

Schönberg, Berg und Webern als motivisches Material; die drei ineinander übergehenden Sätze; die instrumentale Dreiteilung: Solovioline und (13) Bläser, Klavier und Bläser, Violine-Klavier und Bläser, wobei im letzten Satz die beiden Teile von so gegensätzlichem Charakter (Thema scherzoso con varia-zioni, Adagio) zu einem Rondo rit-mico miteinander, teilweise durch Überlagerung, verbunden werden. — Aber es ist nicht das gelungene technische Wunderwerk worauf es ankommt, sondern die konzentrierte, durchaus originelle und expressive Musik, die Berg hier einem aufmerksamen Zuhörer anbietet. (Daß sie 33 Minuten dauert, ist Zufall!) Rainer Keuschnig und Georg Sumpik waren die ganz ausgezeichneten Interpreten der technisch überaus anspruchsvollen Solopartien.

In Bergs Jugend, seine frühen Anfänge, führten die „Vier Lieder nach Gedichten von Hebbel und Mombert für eine Singstimme mit Klavier” op. 2 aus den Jahren 1909 bis 1910. Walter Raffeiner hat sie mit seinem weichen und ausdrucksvollen Bariton gesungen und Rainer Keuschnig hat ihn sehr einfühlsam am Flügel begleitet. Zwei davon — „Schlafen, schlafen” und „Schlafend trägt man mich in mein Heimatland” (das übrigens auch der leider ganz vergessene Conrad Ansorge vertont hat) sind frühe Meisterwerke Bergs. — Das Konzert war eine würdige Feierstunde, die unter dem Schutz der „Alban-Berg-Stiftung” stand.

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