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Ein Schönberg-Konzert

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Konnte Peter Keuschnig mit der Wahl von Schönbergs 1, Kammersymphonie auch nicht direkt einen Akzent ins Wiener Musikleben bringen — fast gleichzeitig spielten sie die Philharmoniker unter Mehta, Cerha wird sie mit der „reihe“ bringen —, so war doch alles andere fast überraschend neu. — Die „Ode an Napoleon“, op. 41, 1942 in den Staaten über einen Text Byrons für Sprecher und Klavierquintet't komponiert, erzielte seinerzeit sicherlich auch einen Publikumserfolg durch den naheliegenden Vergleich mit dem erhofften Fall Hitlers. Im Mozartsaal imponierte vor allem der expressive Gestus und Schwung, mit dem das Ensemble Kontrapunkte das Werk „deklamierte“. Leopold Spitzer als Sprecher bildete eine gleichwertige Ergänzung. — Schönberg war auf seine „glückliche Hand“ in Sachen „leichte Musik“ immer sehr stolz und mußte in seiner schweren Zeit teilweise von wohlfeiler Instrumentierungsarbeit leben. Seine Umarbeitung des Straußsehen „Kaiser-walzers“ für Salonorchester ist nicht frei von Ungeschicklichkeit und Geschmacklosigkeit (exponierte Flötenstelle, Einbau von Haydns Kaiserhymne), wohl aber für uns Nachgeborene ein (wahrscheinlich ungewollter) Spaß. Ganz so servierte ihn Keuschnig: wienerisch und mit einem Schuß augenzwinkernder Skepsis. — Die geniale 1. Kammersymphonie paßte diesmal ideal in den intimen Rahmen des Mozartsaales. Sicherlich empfand man die im Klang erdschwerere, nicht ganz so präzise ausgefeilte, aber leidenschaftliche Interpretation Keuschnigs typischer für „Schönberg“ als die sehr gelöste, musikantische Formung durch Zubin Mehta im letzten „Philharmonischen“: ein hohes, aber durchaus verdientes Lob für Peter Keuschnig. Herbert Müller

Ein Sonatenabend im Großen Konzerthaussaal brachte zwei ungleichartige, ja konträre Temperamente zusammen: Josef Sivo und Martha Argerich. Beide sind in Wien so bekannt, daß auf ihre Charakteristik verzichtet werden kann. Ebenso bekannt — wenn auch in unseren Konzerten nicht oft zu hören (weil die Violin-Klavier-Abende so selten sind) waren die drei Werke: die a-Moll-Sonate von Schumann, die letzte von Debussy, die er in dem harten Pariser Winter von 1916/17 unter Aufbietung aller Kräfte gerade noch vollenden konnte und Cesar Francks Meistersonate von 1886, also 30 Jahre vor der Debussys entstanden. Unvorstellbar! — Das war ein schönes, sinnvolles Programm. Aber noch erfreulicher war das in jeder Hinsicht harmonische Zusammenwirken der beiden Solisten, wobei sich Sivo als ein untadeliger Techniker mit schöner und feiner Kantilene, die Argerich aber als eine disziplinierte Künstlerin erwies, die einfühlsam zu begleiten verstand und nicht ein einziges Mal den Versuch machte, aus dem ihr gesteckten Rahmen auszubrechen. (Wer, wie der Rezensent, ein spezieller Liebhaber der Franck-Sonate ist, sei auf die Eurodisc-Ariola-Langspielplatte mit Mayumi Fujikama — Violine, und Michael Roll — Klavier, hingewiesen. Auch die auf der Rückseite befindliche Kreutzer-Sonate in der Wiedergabe durch die beiden jungen Künstler ist hörenswert.)

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