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Konzerte
Fast schien es, als wäre in Wien eine Marcel-Rubin-Woche geplant gewesen. Die Alte Schmiede veranstaltete einen Abend mit dem Komponisten und liebenswürdigwitzigen Erzähler, der über seine Pariser Tage der späten zwanziger Jahre sprach. Tags drauf Rubin, anläßlich der Aufführung seiner sechsten Symphonie, mit den Komponisten Bresgen, Burt und Gattermeyer in der österreichischen Gesellschaft für Musik. Dann im ORF-Sendesaal die „Sechste“ selbst; zum Abschluß des Rubin- Festivals schließlich die Aufführung der 1948 komponierten Ballade für Orchester … In Rubins eigenen Worten wie in den Aufführungen zeigte sich der Komponist in seiner ganzen Eigenwilligkeit. Einer, der seit Jugendtagen für die Erneuerung des Melodischen arbeitet, einder, der in seiner Instrumentation auf vollsaftige Farben und temperamentvolle Kontraste setzt. Erstaunlicher Drive hąlt zum Beispiel seine „Sechste“, ein kammermusikalisches Stück, in Bewegung. Und obgleich Rubin heute im allgemeinen schärfere Gegensätze einsetzt, schwingt hier die schimmernde Farbigkeit mit, die Rubins Werk seit den Tagen bei Milhaud und der Pariser „Gruppe der Six“ charakterisiert. Vor allem aber gefallen Rubins Stücke auch den Or- chestermusikem selbst, die es besonders schätzen, daß diese kammermusikalischen Stücke aus Spielweise und Farbeneigenheiten der Instrumente heraus erfunden sind. Vor allem die „Sechste“ , von Karl Österreicher mit den Tonkünstlern temperamentvoll und intensiv aufgeführt, wäre wert, im Repertoire der Wiener Orchester einen festen Platz zu bekommen.
R. W.
Höhepunkt der „großen Symphonie“ - Zyklus de* Symphoniker im Musikverein - war diesmal die mit Spannung erwartete Uraufführung von Gottfried von Einems 1976 für die Gesellschaft der Musikfreunde komponierter „Wiener Symphonie“ unter Stanislaw Skrowaczewski: „dialogische“
Rede und Gegenrede mit vergleichsweise komplizierter Faktur am Beginn, durch geballte Aktionen des rasanten Blechs angefeuert, bald aber in nicht zu überhörende melodische und harmonische Einfachheit mündend - Mahler schaute von fern herein, sogar an den Wilhelm Jerger der Vor- ‘kriegsjahre wurde man erinnert, Walze ranklänge signalisierten
„österreichisches“ … Ob diese Symphonie den Gefallen der Konservativen finden wird? Oder gar den der an „Neuer Musik“ Interessierten? Den Gefallen beider Gruppen am Ende? Vielleicht auch gar keinen. Der Applaus war dünn.
Köstliche Unterhaltung im Stile höchster Kultiviertheit schenkte Peter Keuschnigs Ensemble „Kontrapunkte“ im Bahms-Saal. Vor allem waren es blitzgescheite Stra- winsky-Nummem, die hier begeisterten: Vierhändiges (R. Keu- schnig - W. van den Hove), Pri- baoutki und Berceuses du Chat (Anne Gjevang), Danses concertan- tes mit putzigen Schubert-Anklän- gen (das ausgezeichnete Kammerorchester unter Keuschnig), aber auch virtuoses Harfengeglitzer von Christine Anders: Sie spielte De- bussys „Deux Danses“ mit Streichorchester; Anton Straka steuerte eine Berceuse von Ravel bei, der Arnold-Schönberg-Chor unter E. G. Ortner sang Strawinsky und Poulenc.
Mit den sechs Bagatellen von Bergs Freund Webern eröffnete das Küchl-Quartett im Brahms-SaaL Die gelöste, reife Darstellung wurde vom konservativen Publikum still geduldet und in der Pause diskutiert; daß man Webern anläßlich der „Wochen der zeitgenössischen österreichischen Musik“ (!) spielt, ist fast schon ein Kuriosum. Die herrlichste Quartettmusik aller Zeiten gab es dann: von Beethoven das mittlere Rasumowsky- und das mittlere Galitzin-Quartett, dieses noch dazu mit dem Originalschluß, der Großen Fuge.
HERBERT MÜLLER
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