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Auf zwei Geleisen zum gleichen Ziel

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Zu Weihnachten geht manches leichter. Nicht nur auf dem kommerziellen Sektor, sondern auch in Sachen Wohltätigkeit. Und Österreichs Großmedium Nummer einst, der ORF, ist in dieser Vorweihnachtszeit zu einer konzentrierten Aktion wie noch nie für den lieben Nächsten angetreten.

Zum ersten Mal soll dabei nicht nur dem lieben Allernächsten, sondern auch Kindern in fernen Ländern geholfen werden. Die Beträge, die FS 2 heuer mit seiner Aktion „Licht ins Dunkel“ aufbringt, werden zwischen dem Dorf für behinderte Kinder im niederösterreichischen Sollenau - für das in den vergangenen Jahren gesammelt wurde - und anderen für Kinder tätigen Organisationen, so der UNICEF, dem Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen, aufgeteilt werden.

Hingegen läßt es der niederösterreichische Hörfunk diesmal nicht in den Kassen, sondern in den Herzen klingeln: Seine „Aktion Nächstenliebe“ will Animator für die Verbesserung der Beziehungen von Mensch zu Mensch sein und auch keineswegs mit den Christbäumen vertrocknen, sondern weit über die Weihnachtszeit hinaus wirken.

Im friedlichen Wettstreit buhlen der große und der kleine Mediengigant am kommenden Donnerstag abend um den Griff zum Einschaltknopf: FS 2 bundesweit mit seiner „Licht-ins-Dunkel“-Gala, die von 20.15 bis 10 vor 10 in FS 2 live übertragen wird. Hörfunkstudio Niederösterreich bringt zur selben Zeit, von 20 bis 21.45, auf Nö Lokal die Zwischenbilanz der „Aktion Nächstenliebe“.

Daß Studio Niederösterreich das Bedürfnis hat, sich gegenüber FS 2 mit etwas ganz anderem zu profilieren, hat wohl auch psychologische Gründe: Emst Wolfram Marboe hatte den zündenden Funken für „Licht ins Dunkel“ vor sieben Jahren als niederösterreichischer Hörfunkintendant. Doch der Weg, den sein Nachfolger Paul Twaroch einschlug, führt zu einer durchaus begrüßenswerten Arbeitsteilung.

Während FS 2 Geld für hilfsbedürftige Kinder sammelt, ruft der Hörfunk Niederöstereichs die Menschen auf, ein offenes Auge für die Probleme ihrer Nachbarn zu haben, und ihnen in materieller wie seelischer Notlage zu helfen.

Der für die Sendung verantwortliche Hubert Wallner berichtet, daß der Aufruf auch bei den Kindern großartig ankommt: Letzten Sonntag wanderten 50 Pfadfinder-„Wölflinge“ aus dem zweiten Bezirk in Wien mit ihren 50 gefüllten Rucksäcken auf den Schoderlen bei Neustift-Innerman- zing, wo ein Bergbauer mitten beim Hausbau starb und seine Familie zwischen kaputtem Althaus und unfertigem Neubau zurückließ. Es zeigte sich, daß viele Kindergruppen bereits in diesem Sinne tätig sind - der Landeshörfunk will sie dabei ermutigen und beraten.

Am Weihnachtsabend sollen dann in möglichst vielen Fenstern Kerzen leuchten wie einst in den Nachkriegsjahren: als Zeichen dafür, daß man nicht nur an sich und die Seinen denkt.

Marboe wiederum darf stolz sein, alle neun Landesstudios im Geist der Nächstenliebe föderalistisch zusammengeschlossen zu haben. Der mediale Schutzpatron des Behindertendorfes Sollenau möchte den Blick der Österreicher noch stärker auf die Not in anderen Weltgegenden lenken und fand bei UN-Generalsekretär Kurt Waldheim nicht nur Sympathie, sondern auch die Bereitschaft, die Wiener UNO-City für eine ORF-Gala zur Verfügung zu stellen. Und es waren mehr Prominente zur Gratis- Mitwirkung bereit, als im Programm untergebracht werden konnten.

Bei dieser Gelegenheit dürfen die Bankdirektoren ihre Schecks abgeben. Für die kleinen Spender, die sich ihre Beiträge oft vom Mund absparen, sitzen am Weihnachtsabend 60 Freiwillige an den ORF-Telephonen und auch der große ORF-Stab macht willig Überstunden. Der große Multiplikator, das Massenmedium, multipliziert auch die Nächstenliebe.

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