Flucht - © Foto: APA/Herbert Neubauer

Vier Lernjahre für die Republik

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Seit 2015 zeigt die Zivilgesellschaft, was in puncto Humanität und Integration möglich ist. Ein Gastbeitrag zum „Langen Tag der Flucht“.

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Seit 2015 zeigt die Zivilgesellschaft, was in puncto Humanität und Integration möglich ist. Ein Gastbeitrag zum „Langen Tag der Flucht“.

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Am 24. August 2015 habe ich dem damaligen Vizekanzler Reinhold Mitterlehner zugesagt, als Flüchtlingskoordinator der Bundesregierung zur Verfügung zu stehen. Die Aufgabenstellung war: Unterstützung in der Kommunikation zwischen Bundesregierung, Bundesländern, Gemeinden, Wirtschaft und NGOs sowie bei der operativen Arbeit, um Quartiere für Flüchtlinge zu organisieren.

Zu diesem Zeitpunkt gab es die Herausforderung Traiskirchen: Rund 5000 Menschen in Zelten, Menschen unter dem freien Himmel, ohne entsprechende sanitäre Einrichtungen und mit mangelhafter medizinischer Versorgung. Die Organisation betreffend Sachspenden war inexistent. Bund, Länder und Gemeinden waren in der Frage der Verteilung und Aufnahme von geflüchteten Menschen uneinig, die NGOs wurden nicht beachtet.
In den Tagen danach spitzte sich die Situation weiter zu. Wir alle erinnern uns an die 71 toten Menschen im Kühllaster auf der A4 und an die rund 900.000 Menschen, die über die Grenze gekommen und zu einem überwiegenden Teil weitergewandert sind.

Ein Österreich, das Mut hat

Das großartige Engagement der sogenannten Zivilgesellschaft hat die Planlosigkeit der offiziellen Strukturen ausgeglichen. Denn damals hatte niemand einen Plan. Jeder Tag konfrontierte mit neuen Herausforderungen. Und großartige Menschen haben einfach zugepackt – tagelang, wochenlang, bis in den Dezember hinein.

Heute, vier Jahre nach dem Beginn der Flüchtlingsbewegung, sind noch immer Tausende Menschen in Öster­reich aktiv. Als Teil einer der vielen neuen zivilgesellschaftlichen Initiativen, als Einzelpersonen, Patinnen und Paten, Familien, Unternehmerinnen und Unternehmer ... Das ist ein Österreich, das sich nicht aus der Verantwortung fortgestohlen hat, ein Österreich, das Mut hat, sich auf Beziehung und Begleitung einzulassen.
Dieses Engagement wird von den politisch Verantwortlichen in diesem Land noch immer zu wenig bewusst gesehen und spürbar anerkannt.

Es engagieren sich Jung und Alt, Menschen aus unterschiedlichen sozialen Schichten und mit unterschiedlicher weltanschaulicher Prägung. Das ist eine unsichtbare Allianz eines hilfsbereiten und zukunftsorientierten Österreich als Antwort auf eine Ausnahmesituation.

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