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Liberalismus

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Erstmals seit seinem Bestehen befindet sich das Liberale Forum in einer Situation, in der es auch vor sich selbst auf dem Prüfstand steht. Grund dafür ist der Neo-Liberalismus. Ein Begriff, der nicht nur als Waffe gegen Marktwirtschaftler eingesetzt wird. Mit Neo-Liberalismus wird tatsächlich ein asozialer Manchester-Liberalismus assoziiert. Der er wohl auch ist: Er führt zu einer hemmungslosen bis wirtschaftskriminellen Ellbogengesellschaft bei gleichzeitiger Verarmung anderer gesellschaftlicher Gruppen. Weitere Folge ist eine Bedrohung der Demokratie und ein Erstarken jener Kräfte, die nach dem Führer rufen.

Natürlich muß gerade in Österreich endlich dereguliert werden, muß der Begierungseinfluß etwa auf die Personalpolitik im Banken-und Industriebereich endlich zurückgedrängt werden, sodaß auch Nullgruppler faire Chancen bekommen. Die Kernfrage dabei allerdings ist: Welcher Grad an staatlicher Gestaltung soll und muß erhalten bleiben?

Dies darzustellen, für jeden Sachbereich ein konkretes liberales Modell mit menschlichem Antlitz zu entwickeln und an die Bevölkerung zu bringen, darum müssen sich Österreichs Liberale nun mehr denn je bemühen. Wobei sie vielfach über ausformulierte Konzepte bereits verfügen - etwa eine Gewerbeordnung, bei der der Konsumentenschutz über Haftung gewährleistet ist, oder die Grundabsicherung. Dazu kommt die liberale Haltung in allen gesellschaftspolitischen Fragen, ein besonderes Anliegen von Parteichefin Schmidt. Das Problem dabei: Die meisten der Modelle sind bislang viel zuwenig bis zu den Hirnen und Herzen der Bürger und Bürgerinnen vorgedrungen. Es ist höchste Zeit, daß den Liberalen da noch Wirkungsvolles einfällt. Denn sonst werden sie tatsächlich mit Neo-Liberalismus identifiziert. Und das zuzulassen, wäre ein hochriskanter Trapezakt. Zu sehr ist die österreichische Mentalität auf Sicherheit ausgerichtet. Eine totale Freiheit, die gleichzeitig große Unsicherheiten mit sich bringt (und Freiheit ohne Risiko gibt es nicht), ist nicht wirklich das, was Österreichs Bevölkerung herbeisehnt.

So besehen ist auch ein Blick auf die nächsten Wahlen etwas, was zur Bealpolitik gehört. Und zum legitimen Selbsterhaltungstrieb.

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