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Nur fünfzehn kurze Jahre ?

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Mit der Restaurierung der Alten Universität wurde im Jahre 1983 bereits begonnen. Sie ist neben der Hofburg der bedeutendste Gebäudekomplex der Wiener Innenstadt. Nur langsam schreitet die Generalsanierung voran.

Ideen werden zu diesem Zweck von einem Restaurierungskomitee gesammelt und gefördert; ein eigenes Orgelkomitee arbeitet an der Wiedererrichtung einer Orgel in der Universitätskirche; ein Verkehrsregelungskomitee bemüht sich um die Schaffung einer Fußgängerzone vor der Kirche. Für die Wiederbelebung des barocken, 1650 erbauten Jesuitentheaters tritt eine weitere Gruppe ein. Ein Modellentwurf für ein Festspielhaus in der Alten Aula ist im ehemaligen Jesuitenrefektorium, in einer Ausstellung über die Entwicklung des alten Universitätsviertels zu sehen.

Die Scheinarchitektur des durch Bombentreffer schwer beschädigten riesigen Deckenfreskos soll sich nach Plänen des vom Bautenministerium mit der Revitalisierung beauftragten Architekten Friedmund Hueber im Zuschauerraum fortsetzen, dem sich Konferenzräume anschließen werden. Ins Erdgeschoß übersiedelt ist der Verlag der Akademie der Wissenschaften, der die Eröffnung seiner eigenen Buchhandlung, zur Bäckerstraße hin gelegen, durchsetzen will.

Ein nach dem Brand von 1965 vollständig restauriertes Deckenfresko mit der Darstellung der Allegorien der Wissenschaften ist das einzige, was von der alten Jesuitenbibliothek übriggeblieben ist, außer einem barocken Tisch, einem Stuhl und zwei alten Globen. Momentan wird in dem leerstehenden Saal von der Polizei Pingpong gespielt. Das Handschrifteninventar wurde nach Instruktionen des Göttweiger Abtes

Johann Georg Bessel, eines der Begründer der Urkundenlehre, angelegt und blieb ebenso wie ein 1487 verfaßtes Kettenbuch, das die wertvollen Bücher, für die eine Befestigung an den Lesepulten vorgeschrieben war, aufzeichnete, erhalten.

Die Bibliothek, die künftig der Akademie der Wissenschaften unterstellt wird, bekommt einen naturwissenschaftlichen Bücherbestand von großem Wert aus Privatbesitz übertragen. Die Innenausstattung wird, so der Architekt, genau der einem Brand zum Opfer gefallenen barocken Einrichtung nachempfunden.

Die Geschichte der Alten Universitätsbibliothek geht bis auf die schon im ersten Jahrhundert nach der Universitätsgründung 1365 entstandenen Fakultäts-Kollegien- und Bursenbibliotheken zurück. Sie bildeten mit Studentenspital, Kollegium, Aula, zwei Karzern in der Bäckerstraße und Postgasse, der Rektorats- und Pedellenkanzlei im bereits restaurierten „Domus antiqua“ sowie den sich bis in die Weihburggasse ausdehnenden Bursen das alte Studentenviertel, für das Rudolf IV., der Stifter, ursprünglich den Plan der Errichtung einer „Pfaffenstadt“ zwischen Herzogsresidenz und Schottentor hatte. Das etwas verrufene Viertel zwischen Fleischmarkt und Wollzeile, das bis 1756 auch eine Universitätssternwarte beherbergte, wurde im Zuge der Übernahme der Universität durch die Jesuiten 1623, die eine innere und äußere Umgestaltung zur Folge hatte, geschliffen. Als letzter Trakt entstand 1827/28 der Zubau zur Universitätsbibliothek, in dem seit einigen Jahren das Archiv der Universität Wien untergebracht ist.

Man hofft nun, im Anschluß an den im Keller des Hauses Bäckerstraße 13 gefundenen gotischen Gewölbeabdruck mit Konsole auch auf alte Fundamente zu stoßen. Die Gesamtdauer der Arbeiten wird auf zehn bis fünfzehn Jahre geschätzt.

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