7067902-1992_11_16.jpg
Digital In Arbeit

Schläger & Schlägerin

Werbung
Werbung
Werbung

Tennis ist ein schöner Sport, ein eleganter Sport, Tennis spielen ist erfrischend und gesund. Ich spiele für mein Leben gern Tennis. Meine Frau auch.

Allerdings spielt sie öfter als ich, manche Menschen sind eben sehr ehrgeizig. Sie hat sich zum Ziel gesetzt, mich einmal zu besiegen, was ihr natürlich nie gelingen wird. Aber das sind so ihre Wunschträume.

Doch ich würde auch mannhaft verlieren. Sie hätte meine Hochachtung, wenn sie gewänne, schließlich muß ich ja meine Männlichkeit nicht beim Tennisspielen unter Beweis stellen.

Mich fasziniert Tennis deshalb so, weil es, ähnlich wie beim Schach, immer neue Möglichkeiten der Spielgestaltung, weil es nicht einen einzigen Ballwechsel gibt, der schon dagewesen wäre. Und man braucht auch sehr viel Gespür, Gefühl, Hirn und Nerven, und davon besitze ich jede Menge.

Tennis ist ein Kampfsport. Und Tennis wurde, das möchte ich betonen, in England erfunden, dem Land der Fairneß.

Von Vorteil sind auch die Spielregeln, die eindeutig festgelegt sind, damit es keinen Streit gibt. Auf der einen Seite steht also zum Beispiel ein Spieler mit Tennishose bekleidet und mit einem Schläger ausgerüstet -und auf der anderen Seite etwa eine Spielerin mit Tennisrock und Schlägerin.

Dazwischen ist Gott sei Dank das Netz. Denn sonst käme meine Frau vielleicht nach einem schön gesetzten, unerreichbaren und spielentscheidenden Ball von mir womöglich in Versuchung, geradewegs in mein Feld zu sprinten, um mir mit ihrem Racket auf den Hintern zu klopfen.

Mir würde das nie einfallen. Aber sie kann sich so maßlos ärgern, wenn ich vortrefflich spiele, was mir völlig unverständlich ist. Sie kocht und schäumt. Sie läßt sich zwar nichts anmerken, aber mir, bitte, kann sie ja nichts vormachen.

Wenn sie ihrerseits so schön spielen würde wie ich und einen Ball so elegant und unerreichbar hinsetzte, wie nur ich es kann, ich würde mich freuen für sie, Ehrenwort.

Und das ist der Unterschied zwischen uns beiden. Ich würde das als Fachmann anerkennen, ich würde ihr gratulieren und die Hand küssen, ich würde ihr sogar ein Blumensträußlein schenken wie am Anfang. So bin ich.

Sie aber spielt weder schön, elegant, fair oder sonstwie positiv erwähnenswert. Sie spielt-wie soll ich es sagen - durch und durch hinterhältig, heimtückisch, durchtrieben und gemein, wie nur Frauen es können. (Bei dieser Stelle hat mich meine damals sechsjährige Tochter beim Vorlesen spontan geohrfeigt.)

Obendrein hat sie auch noch sämtliche Hexen, oder wer das auch immer macht, auf ihrer Seite. Spielt sie zum Beispiel einen Ball derart gefühllos und ungekonnt, sodaß er eigentlich im benachbarten Spielfeld landen müßte, kommt garantiert eine starke Windbö auf, obwohl es den ganzen Tag über windstill gewesen ist, trägt den Ball wieder zurück und läßt ihn auf meiner Grundlinie auffallen. Und zwar genau auf der Grundlinie. Da werde ich rasend.

Und dann mache ich infolge dieser Gemütsaufwallung immer den gleichen Fehler, ich kann es nicht ändern. Ich schreie: „Out! Der Ball war out! Fünf Zentimeter!" wobei ich gleichzeitig diesen verdammten Tennisball mit voller Wucht über die Umzäunung hinauspfeffere, denn so ein frecher und geglückter Ball verdient ja nichts anderes.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung