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„Werden Sie Hausmann ..
Drehen wir den Spieß doch einmal um; versuchen wir uns vorzustellen, Männer nützten die tatsächlich bestehenden Chancen, aus dem Berufsleben auszusteigen, und widmeten sich der Familie und den Kindern. Muten wir ihnen nicht gleich zu, daneben auch noch Geld zu verdienen.
Herr Rehak wird also Hausmann. Er ist nicht der einzige seines Standes in Wien, Kontakt mit Schicksalsgenossen aufzunehmen ist ihm aber so gut wie unmöglich. Herrn Rehak steht nämlich kein Auto zur Verfügung, das hat die Frau, die steht ja im Berufsleben und muß dort alle Chancen nützen. Zudem sind die, sagen wir, drei Kinder klein und halten Herrn Rehak den ganzen Tag in Trab.
Zu tun ist eigentlich nicht viel: es gibt eine Waschmaschine, einen Staubsauger, die Wohnung ist klein und praktisch eingerichtet. Nie hat Herr Rehak das Gefühl, eine befriedigende Leistung erbracht zu haben, nur, was er eben abgewaschen hat, ist schon wieder schmutzig, die Stiefel der Kinder dauernd naß, ihre Lust, spazierenzugehen, gering, der Fernsehapparat eine dauernde Versuchung.
Die Hefte des Ältesten sind voll Eselsohren, die Schönschreibübung verschmiert.
Um 6 Uhr muß das Nachtmahl ins Rohr. Um 7 Uhr ist es beinahe angebrannt. Mutter hat sich verspätet. Endlich ist sie da. Die Kinder wittern unbeschwerte Unterhaltung, begrüßen sie begeistert, hängen sich an sie. Vater serviert das Essen.
„Was hast du eigentlich den ganzen Tag gemacht?“ fragt die vom Büro erschöpfte Herrin des Hauses ganz nebenbei, spielt noch ein wenig mit den Kindern und muß sich dann ausruhen. Es war so viel los, daß sie nun gar nicht mehr drüber reden mag. Sie schaut in die Zeitung und schläft vor dem Fernsehapparat schließlich ein.
So geht das wochen-, monate-, jahrelang. Kein Wechsel, kein einziger ruhiger Tag in Sicht. Ob nun Herr Rehak schon ein wenig bedächtiger über die Mutter urteilt, die durchdreht, wenn dem vielleicht schuldig geschiedenen Mann das Recht eingeräumt wird, einmal in der Woche die Kinder, die an ihm „hängen“, zu verwöhnen, alles, was
sie sich bemüht, ihnen anzuerziehen, damit in Frage zu stellen und die Mutter in sichere Schwierigkeiten zu stürzen?
Ich weiß viel zuwenig von diesem konkreten Fall, um mir ein Urteil darüber anzumaßen, erschüttert aber hat mich die Geschichte sehr wohl: Was muß eine Mutter durchgemacht haben, um einer so schrecklichen Tat fähig zu sein? 5 Jahre Gefängnis scheint mir da gar kein so „ungewöhnlich mildes“ Urteil, und die Bitte um Hilfe und Unter
stützung für die Frau ist mir jedenfalls verständlicher als der kühne Schluß auf Diskriminierung der Männer.
Dennoch schießen Feministinnen gelegentlich über ihr Ziel hinaus. Das spektakulärste Beispiel freilich ist aus der Geschichte heraus durchaus verständlich: Mit der Forderung nach Freigabe der Abtreibung wehrten sie sich gegen einen Druck, der tatsächlich einmal auf Frauen ausgeübt worden ist.
Sie haben damit außergewöhnliches Aufsehen erregt, weil sich ihre Interessen in diesem einen Punkt mit der Forderung ganz anders motivierter Kreise deckte, die vor ihnen erkannt haben, daß Druck noch viel erfolgreicher in die gegengesetzte Richtung ausgeübt werden kann.
Heute will niemand die Armen zwingen, ihre Kinder auf die Welt zu bringen, weil man Kanonenfutter braucht, man zwingt vielmehr die Frauen zur Abtreibung, weil man fürchtet, sonst in irgendeiner Form zahlen zu müssen. Es
gibt freilich immer mehr Feministinnen, die durchaus das Ihre dazu tun, dieses Übel zu mildern, indem sie Frauen davon überzeugen, daß sie sich Abtreibungen nicht gefallen lassen müssen.
Bis heute leben viele Frauen in Umständen, mit dtnen sie alleine kaum fertig werden können. Wie sonst wäre der überdurchschnittliche Erfolg auch der dümmsten progressiven Frauenseiten in Boulevardblättern zu erklären, wie sonst auch der Erfolg von „Emma“•
Viele Frauen vereinsamen, wehrlos, in trostlosen .Neubauwohnungen, andere sind hoffnungslos über- weil doppeltbelastet. Sie alle sehnen sich nach Zärtlichkeit. Selbst Feministinnen wollen zunächst nichts als Verständnis, einen Partner, der sich mit ihnen auseinandersetzt, gemeinsame Sache machen will, und zwar nicht nur auf finanziellem Gebiet.
Wenn man sich mit ihrer Literatur beschäftigt - was ich allen scharfen Kritikern nur empfehlen kann - wird einem das ziemlich klar. Solche Partner aber sind offenbar gar nicht so häufig anzutreffen.
Daß die berechtigte Empörung verzweifelter Frauen ausgenützt oder umfunktioniert werden kann und wohl auch wird, ist sicherlich eine Gefahr, der man aber kaum mit Drohungen wirksam begegnen wird. Bis heute ist die Mehrzahl der unterdrückten Härtefälle aber sicher nicht auf Seiten der Männer. Sie scheinen mir durchaus noch in der Lage, zu verhindern, daß faschistische Interessengruppen Keile zwischen die Geschlechter treiben.
Wenn Männer nur lernten zuzuhören, auf die Lage anderer einzugehen, wenn sie nur endlich verstünden, daß es im Grunde nicht um hohle Schlagworte wie Chancengleichheit oder Vaterwürde geht, müßten Frauen sich nicht ihrer Kampfmethoden bedienen.
Renata M. Erich ist deutsche Fernsehjournalistin in Wien.
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