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Stellvertreterkrieg“ oder Konflikt zwischen Nationalkommunisten?
Das Krachen von explodierenden Granaten und Heulen von Raketen, das um Neujahr in Südostasien losbrach, allerdings nicht um den Jahreswechsel anzukündigen, sondern den Beginn einer blutigen Auseinandersetzung darstellte, ließ Ost und West gleichermaßen erschreckt aufhorchen. Wieder hatten Großmächte ihre Figuren auf dem Schachbrett der Weltpolitik in Indochina in Bewegung gebracht. Diesmal stritten jedoch nicht ideologische Widersacher: Allein Kommunisten waren sich in die Haare geraten.
Das Krachen von explodierenden Granaten und Heulen von Raketen, das um Neujahr in Südostasien losbrach, allerdings nicht um den Jahreswechsel anzukündigen, sondern den Beginn einer blutigen Auseinandersetzung darstellte, ließ Ost und West gleichermaßen erschreckt aufhorchen. Wieder hatten Großmächte ihre Figuren auf dem Schachbrett der Weltpolitik in Indochina in Bewegung gebracht. Diesmal stritten jedoch nicht ideologische Widersacher: Allein Kommunisten waren sich in die Haare geraten.
Peking steht offensichtlich auf der Seite Kambodschas, Moskau hat sich eindeutig auf Vietnam festgelegt. Nicht wenige Kenner der politischen Situation in Indochina widersprechen jedoch der Theorie vom „Stellvertreterkrieg“, die auch der amerikanische Sicherheitsberater Brzezinski für wahrscheinlich hält.
Gegen die Theorie vom „ersten Stellvertreterkrieg“ zwischen der Sowjetunion und China spricht beispielsweise auch die Haltung Pekings, das nach Beginn der Kampfhandlungen an die Vernunft beider Rivalen appellierte. (Siehe untenstehende Analyse über Chinas Südostasienpolitik). Der militärische Schlag gegen Kambodscha trug möglicherweise der diplomatischen Erkenntnis Hanois Rechnung, daß China vergeblich versucht hatte, Kambodscha von den sinnlosen und grausamen Uberfällen auf die benachbarten Gebiete abzuhalten. Bei den Vietnamesen war das Faß Qhnehin schon übergelaufen, und durch die sture Haltung Phnom Penhs gegenüber Peking sahen sie offenbar grünes Licht, dem lästigen Nachbarn endlich eine Lektion zu erteilen.
Wenn es nicht die kommunistischen Großmächte sind, die die Fäden in diesem „Grenzkrieg der Nationalkommunisten“ (NZZ) ziehen, was dann brachte Hanoi so in Rage, daß es gleich 60.000 Mann in dem strittigen Gebiet konzentrierte?
Die Wurzeln der Auseinandersetzung liegen jedenfalls tiefer: Rivalitäten zwischen den zwei Nationen gab es in der ganzen Geschichte genug (siehe Kasten unten). Zwar stellten sich die Roten Khmer und der Vietkong gemeinsam gegen die Amerikaner, doch schon kurz nach Kriegsende fanden ununterbrochen Scharmützel in der Grenzzone mit Vietnam statt, vor allem auch darum, weil das nationalistisch eingestellte Regime in Phnom Penh die von Franzosen in der Kolonialzeit gezogenen Grenzen nicht anerkennen will. Weiterer Streitpunkt: Die Vietnamesen beanspruchen Gebiete, die Kambodscha ihnen im Krieg gegen die Amerikaner angeblich als Guerilla-Stützpunkte zur Verfügung gestellt hatte.
Vietnam wäre es auf Grund seiner militärischen Überlegenheit ein Leichtes, ganz Kambodscha zu überrennen, aber es zögert vorläufig, einen totalen Krieg zu eröffnen. Ob das strategische Ziel die Eingliederung Kambodschas in eine „indochinesische Union“ unter der Führung Hanois ist,scheint zweifelhaft - jedenfalls zum jetzigen Zeitpunkt! Denn einmal hat Hanoi mit der Integration Südvietnams selbst Schwierigkeiten genug und außerdem steht mit China hinter Kambodscha doch ein allzu mächtiger Gegner.
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