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Stimme von oben - Stimme von unten

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Während die Nachfolge-Lü-Dis- kussion weiter in Schwung bleibt und mit dem früheren Verteidigungs-Staatssekretär Dr. Karl Stephani nach Armeekommandant Emil Spannocchi, Sketianschef Sanier und Innenminister Rösch neue Namen auf der Gerüchtebörse gehandelt werden, geht es in der SPÖ allein um die Frage: Können die Risse im Verhältnis Lütgen- dorf/Partei doch noch einmal notdürftig gekittet werden oder ist Kreisky doch gezwungen, eine unfreiwillige Regierungsumbildung vornehmen zu müssen. Um eine Beurteilung des besonderen „Vertrauensverhältnisses” zwischen Lü und Kreisky zu erleichtern, sollte man sich einige der markigen Äußerungen, die auf beiden Seiten gefallen sind, wieder ins Gedächtnis rufen. Äußerungen, die für eine monoko- lore Regierung wohl einmalig sind.

Es sagte:

KREISKY am 17. Jänner: „Ich geb’ keine Ruh’. Das muß einmal alles heraus, unbarmherzig. Selbst wenn man sich überlegen muß, was dann noch alles geschehen muß.” KREISKY am 18. Jänner: „Ich bin für maximale Überprüfung der Vorgänge … Wenn Details bekannt sind, werden die Konsequenzen gezogen, die gezogen werden müssen.” KREISKY am 21. Jänner: „Der Minister kann sich nicht der parlamentarischen Behandlung der Angelegenheit entziehen, der muß die volle politische Verantwortung tragen … freilich wäre es bequemer: Er tritt zurück, fährt drei Monate weg, und was geschieht dann?” KREISKY am 26. Jänner: „Dem Parlament muß die volle Wahrheit gesagt werden. Eine erwiesenermaßen unwahre Erklärung gegenüber dem. Parlament wäre -iehr s&iiilbr- iiieįend .#. Solltef ‘Uethussiel-

ten, daß man mich wissentlich falsch informiert hat, wäre das für mich ein gravierender Umstand.” KREISKY am 28. Jänner: „Wenn sich herausstellt, daß er mir da nicht die Wahrheit gesagt hat, dann wäre es für mich eine tiefe menschliche Enttäuschung … Aber des schreiben S’ net, ja!”

LUTGENDORF auf eine Rücktrittsforderung aus den Reihen des VSStö nach seinem Raketen-lnter- view am 12. Jänner: „Das habe ich nicht emstgenommen, das ist nicht das erste Mal, daß ich zum Rücktritt aufgefordert wurde. Außerdem hat mich der Bundeskanzler gebeten, bis 1979 zu bleiben.”

KREISKY am 12. Jänner: „Ich habe niemanden gebeten. Das muß ein Mißverständnis sein.” KREISKY am 26. Jänner: „Ich will nicht, daß man micht anlügt. Das Parlament muß vollkommen korrekt informiert werden. Sollte sich erweisen, daß hier eine unwahre Erklärung abgegeben wird, dann wäre das politisch so entscheidend, daß sofort die Konsequenzen gezogen werden müßten.” LÜTGENDORF am 12. Jänner: „Was sollte es für Konsequenzen geben? Ich habe mich mit dem Bundeskanzler ausgesprochen, und er erwartet, daß ich bis 1979 im Amt bleibe. Sofern mir der Herrgott das Leben gibt.”

KREISKY am 12. Jänner: „Ich kann doch keinem Minister eine Zusage geben, wie lange er bleibt. Das geht doch verfassungsrechtlich gar nicht. Er kann durch ein Mißtrauensvotum des Parlaments aus dem Amt entlassen werden, er kann vom Bundespräsidenten abberufen werden. Ah, das wäre noch schöner, daß ich jetzt vielleicht Garantien ausgebe für meine Minister.” LÜTGENDORF am 15. Jänner: „Mein Verhältnis zu Kreisky ist weiter frei und offen, ausgesprochen vertrauensvoll.”

KREISKY am 15. Jänner: „Frei und offen - das stimmt…”

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