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Totale Radiofreiheit in den USA

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Am 16. August wurde im Martin- Gropius-Bau in Berlin die Ausstellung,,Preußen - Versuch einer Bilanz"eröffnet. Einen Kontrapunkt dazu setzt das Berlin-Museum in der Lindenstraße. Festspiele und neue Bücher ergänzen das Programm. In Ostberlin wurde das Denkmal Friedrich des Großen wieder auf gestellt: Zeichen einer Neubesinnung auf Preußen.

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Am 16. August wurde im Martin- Gropius-Bau in Berlin die Ausstellung,,Preußen - Versuch einer Bilanz"eröffnet. Einen Kontrapunkt dazu setzt das Berlin-Museum in der Lindenstraße. Festspiele und neue Bücher ergänzen das Programm. In Ostberlin wurde das Denkmal Friedrich des Großen wieder auf gestellt: Zeichen einer Neubesinnung auf Preußen.

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Zwei gegenläufige Tendenzen sind gegenwärtig bei den elektronischen Medien in den USA festzustellen: auf der einen Seite hat sich die bundes­staatliche Aufsichtsbehörde für das Rundfunk- und Fernmeldewesen (FCC) für die totale Rundfunkfreiheit ausgesprochen und alle Verpflichtun­gen der Sender gegenüber der Öffent­lichkeit aufgehoben; auf der anderen Seite sind Amerikas Moralprediger zum Kampf gegen „sex anclcrime“ im Fernsehen angetreten und machen den Fernsehbossen das Leben schwer.

Am 14. Jänner 1981 hat das FCC dem jahrelangen Drängen der Indu­strie nachgegeben und alle Beschrän­kungen für die Radiosender aufgeho­ben. Die amerikanischen Radiosender könnet! jetzt so viel Werbung pro Stunde einblenden, wie sie wollen. Bisher gab es ein Limit von 18 Minu­ten je Stunde.

Ferner wurden alle zeitlichen Auf­lagen für öffentliche Informationssen­dungen („public affairs program­ming“) aufgehoben. Bisher hatten die Sender sechs bis acht Prozent ihrer Sendezeit für diese Programme einzu­räumen. Und schließlich gibt es jetzt in den USA die absolute Genehmi­gungsfreiheit für den Bau neuer Sen­der.

Insgesamt gibt es heute (nach dem „World Radio TV Handbook“) in den USA 8817 lizenzierte und im Be­trieb befindliche Radiosender. Davon senden 4554 auf Mittelwelle und wer­den rein kommerziell geführt. Im UKW-Bereich arbeiten 4263 Sender, davon werden 3214 kommerziell ge­führt, und 1049 sind sogenannte „educational stations“, die dem Na­tional Public Radio (NPR) ange­schlossen sind, ohne Werbung arbei­ten und von Colleges, Universitäten und Gemeinden betrieben werden.

Nach Angaben der Fachzeitschrift „Broadcasting“ haben heute gewöhn­liche kommerzielle Lokalsender ein Einkommen in der Höhe von 300.000 Dollar jährlich und weisen eine Ge­winnspanne zwischen fünf und zehn Prozent auf. Radiostationen sind also in den USA höchst gewinnträchtige Unternehmen.

Nach Ansicht der amerikanischen Rundfunkbehörde wird die Liberali­sierung kaum wesentliche Verände­rungen in der amerikanischen Radio­

landschaft und vor allem keine große Zunahme der Stationen bewirken, da „der Markt“ auf die Wünsche des Pu­blikums empfindlich reagiert: Der Hörer kann ja nach Belieben auf Sta­tionen mit weniger Werbung auswei­chen, und was die Informationssen­dungen anlangt, seien sie angesichts der Weltlage ohnehin ein gutes Ge­schäft.

Unter die Räder kommen werden allerdings alle Minderheitenprogram­me und Sendungen für gesellschaftli­che Randgruppen.

Nun wollen amerikanische Mana­ger das große Geschäft auch mit ame­rikanischen Radioprogrammen für Europa machen. Joseph Castello aus New Orleans, der bereits fünf lokale Radiostationen besitzt, errichtet eine kommerzielle internationale Rund­funkstation, die bereits im Spätsom­mer 1981 Europa erreichen soll.

Im amerikanischen Fernsehen sind die Programmgewaltigen gegenwärtig durch die auf breite Zustimmung sto­ßenden Aktionen des früheren' Me­thodistenpredigers Reverend Donald Wildmon für ein „besseres Fernse­hen“ irritiert. Der wortgewaltige Pa­stor wettert gegen „crime and sex“, gegen die Häufung von Gewaltszenen und Morden in den Fernsehfilmen, die nach Ansicht von Psychologen zur Zunahme der Kriminalität in den USA wesentlich beitragen.

Wildmon ließ durch seine Mitarbei­ter erheben, wer die Sponsoren der umstrittenen Sendungen sind, und verkündete dann, er werde seine An­hänger- ihre Zahl wird auf 50 Millio­nen geschätzt - auffordern, jene Fir­men zu boykottieren, die mit ihrem Wefbegeld die Herstellung und Sen­dung unsittlicher Filme ermöglichen.

Die Drohune hat schon Bewirkt.

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