Es ist das große Zukunftsthema, auch wenn es so gut verdrängt werden kann. Denn die Folgen des Klimawandels werden erst in ein paar Jahrzehnten wirklich schlagend sein. Mit hoher Wahrscheinlichkeit werden die künftigen Kriege und Flüchtlingswellen damit in Zusammenhang stehen. Und bei der Erderwärmung zählt jedes Zehntel Grad: Eine aktuelle Studie hat durchgerechnet, dass bei einer Erwärmung von 1,5 Grad bis 2050 weltweit rund 1,5 Milliarden Menschen von mehreren Risiken in den Bereichen Wasser, Energie und Lebensmittel bedroht sein werden; bei einer Erwärmung von zwei Grad wären es mit 2,7 Milliarden schon fast doppelt so viel.
Da ist es nur konsequent, dieses Thema möglichst früh im Lehrplan der Schulen zu verankern, wie dies die türkis-blaue Regierung mit ihrer neuen Klimastrategie plant. Dieses Bildungsprojekt ist eine der Nachbesserungen gegenüber dem Anfang April präsentierten Entwurf. Ein weiterer "Leuchtturm" soll die Forcierung der Bio-Ökonomie sein, welche den Umstieg auf nachhaltige Energie-Nutzung vorsieht. All das ist zu begrüßen, ebenso wie der jüngste Vorschlag von Umweltministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP) für einen europäischen CO2-Mindestpreis.
Doch angesichts dramatischer Prognosen bedürfte es weiterer Maßnahmen: Umweltschutzorganisationen kritisieren zu Recht, dass derzeit die Abhängigkeit von fossilen Energien unnötig verlängert wird. Die harten Grundlagen einer neuen Klimapolitik wären eine ökologische Steuerreform, klare Leitlinien in den Energiegesetzen oder das Streichen umweltschädlicher Subventionen. Viele Experten gehen heute davon aus, dass sich die Erderwärmung durch reinen Klimaschutz ohnehin nicht auf 1,5 bis zwei Grad begrenzen lässt. Wichtig wäre daher auch eine Forschungsoffensive, um Technologien zu erproben, die die globale Erwärmung verlangsamen. Die Potenziale "negativer Emissionen", des aktiven Entzugs von CO2 aus der Atmosphäre etwa durch Aufforstungsprogramme, sind bisher kaum erforscht -und politisch kaum diskutiert. Die Regierung verkennt somit weiterhin die Dringlichkeit eines Problems, das unsere Enkel schon viel besser kennen werden.
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