Bange Zukunft
FOKUSKlimawandel: Schöner Leben nach der Krise
In Bezug auf den Klimawandel verhalten wir uns wie eine Unwissensgesellschaft. Radikale Veränderung bleibt dem entgegen unabdingbar. Ein Gastkommentar.
In Bezug auf den Klimawandel verhalten wir uns wie eine Unwissensgesellschaft. Radikale Veränderung bleibt dem entgegen unabdingbar. Ein Gastkommentar.
Im Juli 2022 führt eine Hitzewelle, die ganz Europa erfasst, uns allen vor Augen, was ein weiterer Anstieg der Erdoberflächentemperatur bedeuten könnte, welche verheerenden Folgen die Klimakrise nicht nur ‚anderswo‘, sondern direkt vor unseren eigenen Türen hat. Die Klimakrise ist Folge unserer Ressourcennutzung, in der seit bald einem Jahrhundert massive internationale Ungleichheiten eine rasante Expansion auf globaler Ebene ermöglichen. Als wären wir eine Unwissensgesellschaft, waren Treibhausgasemissionen, die dringend zu reduzieren sind, 2021 so hoch wie nie zuvor. Wir sind in Österreich noch nicht auf dem Weg zu der grundlegenden gesellschaftlichen Transformation, die es jetzt braucht.
Volkswirtschaften wie Österreich werden oft als Dienstleistungs- oder Wissensgesellschaft beschrieben, sind aber, wie andere Länder auch, Ressourcengesellschaften, die Material- und Energieinputs benötigen, um sich zu erhalten und zu reproduzieren. Menschen brauchen Nahrung und Schutz (und nehmen derzeit auch an Massenproduktion und -konsum teil); immense Mengen an Rohstoffen und Energie gehen in Gebäude, Straßen, Kraftwerke und ähnliches; Maschinen, z. B. für die Produktion oder den Transport, bündeln zunehmend diverse Materialien und verbrauchen Treibstoff oder Elektrizität in ihrer Nutzung; die Nutztierhaltung braucht hohe Inputs, vor allem in Form von Futter. Nur um zu überleben, bräuchten Menschen in etwa drei bis fünf Gigajoule an Energie pro Kopf und Jahr – Industriegesellschaften verbrauchen im Pro-Kopf-Durchschnitt oft das Hundertfache davon.
Ausmaß und Zusammensetzung der Ressourcennutzung sind viel stärker eine Frage gesellschaftlicher Organisation als der Bedürfnisse der Mitglieder dieser Gesellschaft. Unsere Gesellschaft hat also eine materielle und energetische Basis, die es zu transformieren gilt. Unsere jetzige Form gesellschaftlicher Organisation, allem voran die dominante Wirtschaftsform des Kapitalismus, der unter anderem auf Wachstum und Konkurrenz angewiesen ist, erlaubt bislang nicht die Veränderung, die es brauchen würde – und schon gar nicht in der gebotenen Geschwindigkeit – um der Klimakrise etwas entgegenzusetzen.
Klimakrise und Transformation
Es wird zu früh zu warm, es wird zu heiß, es fällt in zu kurzer Zeit zu viel Niederschlag, dann fehlt dringend benötigter Niederschlag, die Eiskappen unserer Erde und unserer Berge schmelzen, Permafrostböden tauen auf, Pflanzen- und Tierarten sterben unwiederbringlich aus – wir stecken mitten in einer dramatischen, gefährlichen Klimakrise. Um die weitere Aufheizung unseres Planeten abzufangen, müssen wir sofort drastisch und systematisch die globalen Treibhausgasemissionen reduzieren.
Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.
In Kürze startet hier der FURCHE-Navigator.
Steigen Sie ein in die Diskurse der Vergangenheit und entdecken Sie das Wesentliche für die Gegenwart. Zu jedem Artikel finden Sie weitere Beiträge, die den Blickwinkel inhaltlich erweitern und historisch vertiefen. Dafür digitalisieren wir die FURCHE zurück bis zum Gründungsjahr 1945 - wir beginnen mit dem gesamten Content der letzten 20 Jahre Entdecken Sie hier in Kürze Texte von FURCHE-Autorinnen und -Autoren wie Friedrich Heer, Thomas Bernhard, Hilde Spiel, Kardinal König, Hubert Feichtlbauer, Elfriede Jelinek oder Josef Hader!