supermarkt  - © Collage: Rainer Messerklinger (unter Verwendung eines Bildes von iStock/FrankRamspott und iStock/Portra)

Klimakrise: Ich allein für das 2-Grad-Ziel?

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Die Klimakrise darf nicht auf die Schultern der Individuen abgewälzt werden. Denn wirksamer Wandel beruht auf kollektiven Impulsen und neuartigen Netzwerkeffekten.

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Die Klimakrise darf nicht auf die Schultern der Individuen abgewälzt werden. Denn wirksamer Wandel beruht auf kollektiven Impulsen und neuartigen Netzwerkeffekten.

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Ohne Netzwerke würde unsere Welt nicht so aussehen, wie wir sie kennen. Wahrscheinlich würde es uns als Menschheit dann gar nicht geben. Seit jeher gehen verschiedene Organismen in der Natur Symbiosen ein, vernetzen sich, leben und arbeiten zusammen, um Ökosysteme aufrechtzuerhalten. Diese Ökosysteme sind heute jedoch weltweit einer immensen Bedrohung ausgesetzt: der Klimakrise. Acht der heißesten zehn Jahre, die jemals gemessen wurden, fanden im letzten Jahrzehnt statt. Die anderen beiden in dem davor. Die Klimakrise ist kein Problem der Zukunft, sie ist bereits aktuell und stellt ein zunehmendes Problem für unsere Lebensräume dar. Umso absurder wirkt die Strategie, dieser Krise mit Individualentscheidungen entgegenzutreten – gerade in einer Welt, die durch die moderne Technik noch vernetzter ist als jemals zuvor. Aber genau diese Individualisierung findet derzeit global statt.

Die Wissenschaft ist sich einig: Wir Menschen sind schuld an der Veränderung des Klimas. Wo Schuld ist, liegt auch eine Verantwortung. Aber wer genau muss sich dieser stellen? Online kann auf diversen Websites der „ökologische Fußabdruck“ berechnet werden: Indem Fragen über das Konsumverhalten gestellt werden, wird hinterher verdeutlicht, wie viele Erdbälle es bräuchte, wenn alle Menschen denselben Ressourcenverbrauch hätten wie man selbst. Das Ergebnis sorgt in den meisten Fällen für ein schlechtes Gewissen, da die Quittung unserer Lebensweise höher ausfällt, als planetare Ressourcen zur Verfügung stehen. Doch selbst wenn die klimafreundlichsten Optionen gewählt werden, die innerhalb des Programms zur Verfügung stehen, ist das Ergebnis höher als eins.

Der graue Fußabdruck

Denn was nicht ausgeklammert werden darf, ist der sogenannte graue Fußabdruck. Dieser umfasst jene Ressourcen, auf die wir als Einzelpersonen keinen Einfluss haben können. Er entsteht nämlich aus der Infrastruktur, die uns umgibt und als Gesellschaft verbindet. „Der graue Fußabdruck führt dazu, dass selbst vegane Personen, die überhaupt nicht Auto fahren, nicht fliegen, also sehr konsequent einen nachhaltigen Lebensstil verfolgen, dass selbst diese Leute einen Ressourcenverbrauch haben, der doppelt so hoch ist, als es die planetaren Ressourcen hergeben“, erklärt Mirijam Mock. Sie forscht am Institut für Gesellschaftswandel und Nachhaltigkeit (IGN) der Wirtschaftsuniversität Wien. Mock betont, dass individuelle Umstellungen des eigenen Lebensstils wichtig für die Bewusstseinsbildung sind, die Klimakrise jedoch strukturelle Ursachen hat – und somit dringend auch strukturelle Lösungen benötigt.

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