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Untersuchungen über die Jugend

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BEITRAGE ZUR PSYCHOLOGIE DER GEGENWARTSJUGEND. Von Heins-Rolf R ü c k e r t. Ernst Reinhardt Verlag, München-Basel. 287 Seiten. Preis 22 DM.

Das vorliegende Buch enthält Forschungsberichte, die der Autor (Professor der Psychologie an der Pädagogischen Hochschule der Universität München) in Zusammenarbeit mit seinen Schülern angefertigt hat. Gegenstand der Untersuchungen war die Einstellung von Kindern und Jugendlichen Oberbayerns zu den unterschiedlichen Lebensbereichen. Auf diese Weise versuchte der Autor, einen Beitrag zur Erkenntnis jenes komplexen Phänomens zu liefern, das man „Gegenwarts Jugend“ nennt. Die Jugendforschung der Zwischenkriegszeit hat nicht die Jugend in ihre Untersuchungen einbezogen, sondern im allgemeinen die für Verhaltensanalysen eher faßbaren, weil in übersichtlichen Gruppen inte-

grierten Studenten (Ober- beziehungsweise Mittelschüler). Diese Unterrepräsentation versucht der Verfasser zu vermeiden, indem er neben Oberschülern auch die Schüler von Berufsschulen in seine Befragungen einbezieht.

Die bisherigen Erkenntnisse, die im Rahmen der Jugendforschung gewonnen worden sind, bedürfen auch hinsichtlich jener Gruppen, für deren Verhalten umfangreiche Materialien vorliegen, erheblicher Berichtigungen. Die Bedingungen, das Einflußmilieu, unter dem sich junge Menschen Europas in dieser Zeit befinden, ist von jenem durchaus verschieden, das in der Zeit, da etwa Eduard Spranger die Jugend zum Gegenstand seiner Forschungen machte, verhaltensbestimmend war.

Die von Professor Rückert vorgelegten Ergebnisse stimmen mit den Annahmen der Erwachsenen nicht völlig überein und zeigen ein erheblich besseres Bild gegenwärtiger Jugend als vermutet wurde, etwa in der Einstellung der Jungen zur Familie, zur Religion (wenn sich diese in einzelnen ihrer Vertreter nicht völlig der Politik preiszugeben versucht). Für die Pädagogen wesentlich sind die Ermittlungen über die verhaltensleitenden Figuren.

An Stelle von Vermutungen über das Denken und Verhalten der Jugend, an die Stelle von Idealmodellen, treten in einem wachsenden Umfang erheblich besser verwertbare Realmodelle. Ein Beispiel: Die Vermutung, die Jugend der Gegenwart sei eine „skeptische Generation“, scheint nicht den Tatsachen zu entsprechen; die festgestellte Skepsis ist nichts anderes als ein Anzeiger der allmählichen Verselbständigung des jungen Menschen.

Den praktisch tätigen Pädagogen und für Seelsorge kann das Buch wegen seiner realkonformen Aussagen gute Dienste leisten.

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