6630866-1956_36_13.jpg
Digital In Arbeit

Bildung in dieser Zeit

Werbung
Werbung
Werbung

Intelligenztest, mit einer Einführung in Theorie ond Praxis der Intelligenzprüfung. Von J. Krame r. St.-Antonius-Verlag, Solothurn. 288 Seiten. Preis 29 sfrs.

Ein Standardwerk für das interessante Spezialgebiet der Intelligenzprüfung, zugleich ein Triumph der Arbeit in den katholischen psychologischen Instituten im deutschen Sprachraum I Die Dozentin Josefine Kramer vom Heilpädagogischen Institut der Universität Freiburg (Schweiz) hat nach jahrelanger praktischer Arbeit an tausenden Kindern im Alter von J bis 15 Jahren ihre Beobachtungen und Erfahrungen gesammelt und mit wissenschaftlicher Gründlichkeit den Binct-Simonschen Intelligenztest ergänzt und neugestaltet. Ihre Darstellung der allmählichen Lösung der Psychologie von der Philosophie, die Verselbständigung der „naturwissenschaftlichen“ in der experimentellen Psychologie und die Entstehung der Psychodiagnostik sind besonders bemerkenswert. Die Analyse des Binet-Simonschen Tests und dessen Ergänzung nehmen neben dessen praktischer Verwendung den breitesten Raum ein. Bemerkenswert ist, daß bei uns in Oesterreich durch die Schulverwaltung die Intelligenzprüfung der Schulkinder voll im Gange ist und die Prüfung bereits nach Binet-Simon-Kramer durchgeführt wird. Kramers Werk gibt allen, die da bis in den letzten Gebirgsschulen mitwirken, die wissenschaftliche Begründung und ein festes Fundament.

Schulreifetest. Ein Beitrag zur Theorie und praktischen Erfassung der Schulreife. Von G. S t r e b e I. St.-Antonius-Verlag, Solothurn. Textband. 256 Seiten. Preis 29 sfrs.

Nach einer sehr ausführlichen geschichtlichen und einer umfassenden theoretischen Einführung in das interessante Problem der Schulreife gibt die Verfasserin eine ausführliche Darstellung des Wesens der Schulreife. Für die Praxis sehr wertvoll ist die Darstellung sämtlicher bedeutender Methoden der experimentellen Prüfung. Der von ihr nach dem Standpunkte der neuesten wissenschaftlichen Forschungen erarbeitete Schulreifetest wird für die Anwendung in zahlreichen Beispielen illustriert. Die Neuerscheinung ist ein gediegener Beitrag zur Em-wicklungspsychologie der Schulnculinge.

Erziehung in dieser Zeit. Von Dr. Ludwig Lang. Oesterreichischer Bundesverlag, Wien. 167 Seiten.

Ein mutiges Buch eines tapferen Pädagogen! Der Verfasser ist den Weg aus der Volksschulstubc über die Schulaufsicht bis zur leitenden Stelle im Unterrichtsministerium mit offenen Augen gegangen. Niemals gab er sich pädagogischen Illusionen hin. Er blieb Realist und sah und empfand die Irr- und Umwege auf dem Gebiete der Bildung der weltverändernden letzten Jahrzehnte. Er sieht die Kindheit und Jugend im labilen Entwicklungsrhythmus, er deckt im milieupsychologisch-soziologischen Aspekt auf, daß Kinder immer seltener und einsamer werden; und der erschütternde Aspekt von der tiefenpsychologischen Seite: die ungeborgene Jugend in einer bildlosen Welt. Er fordert als Abhilfe die lebendige Autorität in neuen Sozialformen, Unterricht und Erziehung in ganzheitlichen Ordnungen, Erziehung zur geistigen Wachheit und Erziehung durch geforderte Leistung. Ich kenne kein Werk in der pädagogischen Literatur, das so treffend die krisenhafte Situation im pädagogischen Raum darstellt, ich kenne aber auch keinen Autor, der so mutig und voll Optimismus die neu zu beschreitenden Wege aufzeigt. Jeder zeitaufgeschlossene Lehrer muß Längs epochalpsychö-logische und epochalpädagogische Darstellung studiert haben, ebenso sollten Erzieher, Seelsorger und nicht zuletzt die Eltern nach diesem Werke greifen.

Begegnung und Bildung. Von Guardini-Boll-n o w. „Weltbild und Erziehung“ Nr. 12. Werkbund-Verlag, Würzburg. 54 Seiten. Preis 2.20 DM.

Theorie und Praxis der Erziehung werden immer mehr auf das aufmerksam gemacht, was sich in dem Wort „Begegnung“ ausdrückt. Die genannten hervorragenden Gelehrten haben nun durch ihre Beiträge zur Klärung des Phänomens „Begegnung“ das Wesentliche gesagt. Guardini kam es in seinen Betrachtungen vor allem darauf an, die Begegnung eines Menschen mit einem lebendigen anderen Menschen sichtbar werden zu lassen, und in diesem Zusammenhang wurde ihm der Vorgang wichtig, der durch alle Verdeckungen des Alltags hindurch an dessen Wesenskern hinführt. Auf diese Weise mußte er die Begegnung als einen in der Zeit sich entfaltenden Vorgang nehmen, in dem sich das Wesen des anderen Menschen von innen her aufschließt. Begegnung mußte so über die bloße Berührung hinweg zu einem bleibenden Seinsverhältnis werden. Bei Bollnow handelt es sich um die „Uebertragung“ dieses Begriffes über den Bereich unmittelbar menschlicher Beziehungen hinaus auf Gegenstände des Unterrichtes. Um dieses zu fassen, scheint ihm sein engerer (existentieller) Begriff geeigneter, der die Begegnung auf den zeitlosen Vorgang des den Menschen in seinem Innersten erschütternden Zusammen-stoßens einschränkt. Pädagogische Konsequenzen werden nur von Bollnow angedeutet, Guardini läßt sie vollkommen offen. Die geistreichen Ausführungen verdienten die Aufmerksamkeit aller Gebildeten.

Das Problem der Schulreife. Von E. Hoffmann. „Weltbild und Erziehung“ Nr. 13. Werkbund-Verlag, Würzburg. 32 Seiten. Preis 1,80 DM.

Die Verfasserin versucht die gestellte Aufgabe so zu lösen, daß sie die Frage der Schulreife nicht von der Schule und ihren Forderungen, sondern von den Bildungsbedürfnissen des Kleinkindes aus betrachtet. Damit ist eine bestimmte Vorstellung von der Aufgabe des Kindergartens verbunden, der — wie sie meint — der Nachreife dienen sollte. Im ersten Teil der Ausführungen ist das Problem entfaltet; der zweite Teil behandelt einige Lösungsversuche und entwickelt Richtlinien für die Gestaltung des Sehul-kind'ergartens. Oesterreichische Verhältnisse sind nicht berücksichtigt, obwohl gerade bei uns viele Forderungen bereits erfüllt sind.

Die Weiterbildung des Lehrers. Von F. Messer-s c h m i d.'„Weltbild und Erziehung“ Nr. 14. Werkbund-Verlag, Würzburg. 32 Seiten. Preis 1.80 DM.

Der Verfasser begründet und entwickelt die Weiterbildung der Gesamtlehrerschaft vom Kindergarten bis zur Hochschule. Sie bedeutet, daß sich der Lehrer der Konfrontation seiner Praxis mit der Theorie von Zeit zu Zeit stellt; daß er die daraus sich ergebenden Korrekturen sucht; daß er die Weite und Fülle der erzieherischen Wirklichkeit in seine Schulstube einläßt; daß er die Fühlung mit neuen Ideen und Methoden behält und seine Vereinzelung sprengt; daß er den Zusammenhang seiner Praxis mit den Grundlagen des bildenden und erzieherischen Denkens und Tuns immer wieder sichert, seine eigenen Erfahrungen zu diesem Denken beiträgt und so an der Entwicklung des Schulwesens tätig mitwirkt. Lehrerweiterbildung ist daher notwendig gemeinsames, von ihr selbst verantwortetes und gestaltetes Werk der gesamten Lehrerschaft. Der öffentlichen Hand kommt nur weitgehende Förderung zu.

Das Jugendkollektiv Makarenkos. Von E. Heim-p e 1. „Weltbild und Erziehung“ Nr. 15. Werkbund-Verlag, Würzburg. 80 Seiten. Preis 3.60 DM.

Anton Semjonowitsch Makarenko (1888 bis 1939), der Freund Maxim Gorkijs, ist der bedeutendste Sowjetpädagoge. Es ist das Verdienst der Verfasserin, den Mann und sein Lebenswerk der westlichen Weit in objektiver und sehr anschaulicher Weise vorgestellt zu haben. Es würde den Rahmen einer Buchbesprechung sprengen, wollte ich die praktische Pädagogik Makarenkos im Gorkij-Kollektiv oder in der Dsershenski-Kommune auch nur flüchtig darstellen. Das gleiche gilt von seiner theoretischen Pädagogik. Darum empfehle ich allen die Lektüre dieses Werkes. Heimpel sagt über die historische Bedeutung Makarenkos: Seit der Antike taucht im abendländischen Denken immer wieder die pädagogische Utopie der Kinderkolonie auf. Als praktische Einrichtung ist sie oft der einzige Ausweg aus der Massennot im Gefolge der LImwälzungen in der dunklen Geschichte unserer Zeit. In A. S. Makarenko hat sie ihren Pädagogen gefunden. Man kann auch umgekehrt sagen: Aufgabe und Bild der pädagogischen Kolonie ist der Kern, aus dem sich die Pädagogik dieses russischen Erziehers gebildet hat. Das Jugendkollektiv ist ein Beitrag in der Reihe der großen pädagogischen Entdeckungen der Neuzeit. Es schließt sich dem Kindergarten Fröbels, der Schulstube Pestalozzis an und bildet den Gegenpol zu Rousseaus Erziehung des Emile, mit der die Pädagogik der Neuzeit beginnt.

Geschichte der Österreichischen Mädchenmittelschule II. Von A. Mayer-H. Meißner-H. Sicß. Oesterreichischer Bundesverlag, Wien. 290 Seiten.

Der vorliegende zweite Band bildet eine Ergänzung und den Abschluß der 1952 erschienenen „Geschichte der österreichischen Mädchenmittelschule“. Berufene Fach Vertreterinnen bringen die geschichtliche Entwicklung von vier Unterrichtsgegenständen (Kunstpflege, Handarbeit, Musikerziehung, körperliche Erziehung), bei denen d.e Auffassung von ihrer Bedeutung für die Erziehung eiren besonders starken Wandel erfahren hat. Der zweite Abschnitt stellt die Geschichte aller 71 selbständigen Mittelschulen dar, die bisher bestanden haben, von denen heute 29 Bundesmittelschulen und 13 konfessionelle im Betrieb sind, 29 wurden Opfer der politischen Umwälzungen. Eine interessante Statistik über die Schülerinnen beschließt das Werk, das wir besonders den Müttern und den Absolventinnen dieser Anstalten empfehlen,

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung