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Eltern und Kinder

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Die Macht der Eltern. Lebensentscheidungen in den ersten Lebensjahren. Von Gerhard Möbus. Morus-Verlag. Berlin. 146 Seiten.

In eindringlicher Weise zeigt der Verfasser in eigenen prägnanten Ausführungen und an Hand einiger literarischer Beispiele (D r o s t e - H ü 1 s-ho-ff, Grillparzer, Stifter, Keller u.a.) die tiefgreifende Wirkung der Umwelterlebnisse der frühesten Kindheit und damit die tiefe Verantwortung, die auf den Eltern lastet. Ein unbedachtes Wort kann tief in die Seele des Kindes eindringen und „zähe Wurzeln schlagen“, die für das ganze spätere Leben von folgenschwerer, entscheidender Eedeutung werden. Besonders schwer sind die Wirkungen unharmonischer Ehe, des Versagens oder des Ausfallens auch nur eines Elternteiles. Dieser Gedanke allein müßte allen zu denken geben, die die Ehescheidung zu bagatellisieren suchen.

Im Nachwort entwickelt der Verfasser tiefe Gedanken zur Problematik der Psychoanalyse. Er erkennt an, daß sie die Wirkung des frühkindlichen psychischen Traumas richtig eingeschätzt hat, macht ihr aber den Vorwurf, daß sie hierbei zu einseitig an das sexuelle Trauma gedacht und die tiefen ethischmetaphysischen Hintergründe der Probleme nicht gesehen habe.

Es wäre zu wünschen, daß dieses nachdenkliche Buch in die Hände aller Eltern und Erzieher käme. *

Mutter und Säugling in gesunden und kranken Tagen. Von Helene Howad. Verlag F. Deuticke Wien. 134 Seiten, 60 Abbildungen, 1 Tafel, 1 Schnittbogen. Preis 46.80 S.

Das Buch behandelt Bau und Funktionen des weiblichen Körpers, Befruchtung, Geschlechtsbestimmung, Vererbung, Geburt und Wochenbett sowie Frauenkrankheiten. Der zweite Abschnitt behandelt die Säuglingspflege einschließlich der Ausstattung und Bekleidung; Pflegemaßnahmen beim kranken Säugling, Säuglingsturnen, Gewöhnung zur Reinlichkeit (Beherrschung der Harn- und Stuhlabsonderung), Reinigung der Kinderwäsche. Besondere Kapitel umfassen die natürliche und die künstliche Ernährung des Säuglings, Säuglings-, Kinder- und Infektionskrankheiten; die körperliche und geistige Entwicklung des Kindes von der Geburt bis zu den Reifejahren. Ein Schlußkapitel ist den Erziehungsfragen gewidmet. Es enthält einige hübsche Liedertexte und Noten zu den beliebtesten Kinder-licdern.

Die beigegebenen Abbildungen sind gut und instruktiv, die Ausführung des Buches sehr gediegen. Es ist erstaunlich, wieviel Stoff auf engem Raum behandelt ist.

Sorgenkinder. (Daheim, in der Schule, in der Anstalt, in der menschlichen Gesellschaft.) Heilpädagogik im Ueberblick für Eltern, Lehrer, Geistliche, Fürsorger, Aerzte, Juristen, Schul- und Erziehungsbehörden Von Heinrich Hanselmann Rotapfel-Verlag, Zürich. 180 Seiten. Preis 11.50 DM

Der Verfasser ist internationale Autorität auf dem Gebiet der Heilpädagogik. Von ihm stammt das Standardwerk „Einführung in die Heilpädagogik“,ferner: „Erziehungsberatung und Grundlinien . der Sondererziehung (Heilpädagogik)“; in „Andragogik“ behandelt er Wesen, Möglichkeiten und Grenzen der Erwachsenenbildung.

Im vorliegenden Werk geht der Verfasser aus von der allgemeinen Psychologie des Kindes über das Seelenleben entwicklungsgehemmter und entwick-lungsgestörter Kinder und Jugendlicher zu den Problemen der heilpädagogischen Hilfe und zur „Heilpädagogik der Zukunft“. Im ersten Abschnitt wird das „Leib-Seele-Problem“ auf einer Seite nur flüchtig gestreift; ebenso flüchtig wird das „Anlage-Milieu-Problem“ auf einer Seite berührt.

Trotz dieser Mängel gegenüber grundlegenden und grundsätzlichen Fragen stellt das Buch eine sehr brauchbare erste Einführung in die Probleme der Heilpädagogik und insbesondere in deren sozial-hygienische Aspekte dar.

Samuel Hahnemann. Idee und Wirklichkeit der Homöopathie. Von Herbert Fritsche. Ernst-Klett-Verlag, Stuttgart. 366 Seiten. Preis 16.50 DM.

Das Buch gibt ein anschauliches Bild vom Leben Hahnemanns und von der Entstehungsgeschichte der Homöopathie. Das Lebensbild ist ergreifend, vor allem, wenn man erwägt, durch wieviel Not Hahnemann mit seiner Frau und einer großen Kinderschar gegangen ist, weil er erfüllt von einer Idee zur Reform der Heilkunde war, von der er sich durch keinerlei wirtschaftliche Rücksichten abbringen ließ; bis schließlich im hohen Alter ihm mit einer zweiten Ehe zugleich endlich der Weg zum Welterfolg sich öffnete.

Hahnemann vertrat unerbittlich und kompromißlos die Ausschließlichkeit der homöopathischen Therapie gegen alle Schüler und früheren Anhänger, die auch die Allopathie gelten ließen. In dieser Einseitigkeit können wir ihm nicht folgen, soviel Wahres und Richtiges auch seine Lehre von der Reaktionsweise des Organismus auf Arzneien, vom ,,Simile“-Prinzip und selbst von der feinstofflichen Wirkung der „Hochpotenzen“ (höchsten Verdünnungen) enthält. Diese Lehre hat ihr wissenschaftliches Fundament durch den Pharmakologen Hugo Schulz (Greifswald) erhalten. Sie ist heute weitgehend auch in der wissenschaftlichen Medizin anerkannt.

Die geistige Wiederholung. Der Weg des einzelnen und seine Ahnen. Von F. A. van Scheitern a.Francke-Verlag. Bern. 317 Seiten, 56 Textabbildungen, 24 Tafeln. Preis 17.50 sfr, 16.80 DM.

Der Verfasser hat versucht, das „biogenetische Grundgesetz“ von Ernst H a e c k e 1 auf die geistigseelische Entwicklung des Menschen anzuwenden und formuliert auf dieser Grundlage ein „psycho-genetisches Grundgesetz“: Nach diesem ist auch hinsichtlich der seelischen Entwicklung die Ontogenese nur eine verkürzte Rekapitulation der Phylogenese, das heißt der Einzelmensch macht auch in seiner seelischen Entwicklung alle Stadien durch, die vor ihm alle Lebewesen, vom primitiven Einzeller durch die Tierreihe bis zum Menschen herauf, durchgemacht haben, sowie alle Stadien der bisherigen Kulturentwicklung der Menschheit. Er versucht, die letztere These durch eine Anzahl beachtenswerter Bilddarstellungen aus der Kulturgeschichte zu stützen. Er vertritt im ganzen jedoch den Standpunkt des Evolutionismus noch in voller Schärfe zu einer Zeit, in der dies bereits einen wissenschaftlichen Anachronismus bedeutet.

Kleine Tierseelenkunde. Von Werner F i s c h e 1. Dalp-Taschenbücher, Bd. 302, Francke-Verlag, Bern. 125 Seiten. 33 Abbildungen, 4 Tafeln. Preis 2.80 sfr.

Das kleine inhaltsreiche Büchlein stellt eine gute Einführung in die vergleichende Tierpsychologie dar. Es gibt eine gute Uebersicht über die experimentellen Methoden dieser Wissenschaft und ihre Resultate; sein Vorzug ist, daß es nicht mit vorgefaßten evolutionistischen Schemen arbeitet, sondern stets den prinzipiellen Unterschied zwischen den seelischen Leistungen des Tieres und denen des Menschen hervorhebt. Sein Mangel ist eine unzureichende philosophische Fundierung des Seelenbegriffes. Mangels einer solchen sieht sich der Verfasser genötigt, die herkömmliche Meinung zu widerlegen, nach der das Tier überhaupt keine Seele besitzt. Es fehlt ihm die Kenntnis der scholastischen Begriffe der Anima vegetativa und sensitiva, des Wesensunterschiedes gegenüber der Anima intellec-tiva des Menschen, und darum erscheinen ihm die bedeutenden Leistungen der tierischen Anima sensitiva überraschend. Aber trotz dieses Mangels kann man aus dem Buch sehr viel an Tatsächlichem lernen, und zur ersten Einführung in dieses Gebiet ist es sicher sehr geeignet. Es fordert die Anerkennung der Sonderstellung des Menschen und. eine philosophische Anthropologie (S. 144).

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