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Die Psyche im Mittelpunkt

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Kleine Geschichte der Medizin. Von Paul Hühner f e 1 d. Verlag Scheffler, Frankfurt. 162 Seiten, 13 Abbildungen (8 Tafeln). Preis 26.80 DM.

Es ist erstaunlich, wie viel das kleine Büchlein enthält. Der Verfasser — ursprünglich Student der Medizin, später Dr. phil. — führt uns von den primitiven Uranfängen der Medizin über die hippokratische, hellenistische und arabische Heilkunde zur Medizin des Mittelalters, deren Größe er im Zusammenhang mit der scholastischen Philosophie richtig einschätzt. Im Kapitel „Auf dem Wege zur Freiheit” stellt er die Medizin der Renaissance und die des Barocks nebeneinander, ohne auf deren tiefe ideologische Verschiedenheit näher einzugehen. Hier wird Paracelsus — Vertreter gnostisch-pantheistischer Lehren — hoch gepriesen; die berichteten historischen Tatsachen sprechen aber weit mehr gegen ihn. Das neuzeitliche Denken beginnt mit Descartes; ein kurzes Zwischenspiel stellt die „romantische Medizin” dar. Die beiden Schlußkapitel behandeln den „Triumph der naturwissenschaftlichen Medizin” im 19. Jahrhundert sowie die „Medizin von heute”, das Thema „Medizin in der Krise?”. Im letzteren Kapitel beschäftigt der Verfasser sich eingehend mit der Rolle von Sigmund Freud, der zwar selbst vom naturwissenschaftlichen Materialismus herkommt, dessen Psychotherapie jedoch mit zu dessen Ueberwindung wesentlich beigetragen hat. Mit einem abschließenden Blick auf die moderne Psychochirurgie, die von Egas Moniz begründet wurde, schließt er: Daß seine Gehirnoperation anmutet wie ein tragisches Grenzgeschehen zwischen Medizin und — Theologie : Geht das Eingreifen in die menschliche Person nur einen Schritt weiter, so erreicht die Medizin ohne ihre Absicht jenen Bereich wieder, den sie einst (unter Hippokrates) mit Absicht verlassen hat — den Bereich des Göttlichen. „In diesem Bereich hat die Geschichte der Medizin begonnen — wann und wo sie enden wird, kann heute noch niemand sagen.”

Lexikon für Gesunde und Kranke. Ein ärztlicher Ratgeber. Von Hugo Glaser. Dritte, verbesserte Auflage. Frau-und-Mutter-Verlag, Wien. 452 Seiten. Preis 64 S.

Der Autor hat in einer neuen Auflage sein „Lexikon für Gesunde und Kranke” um zahlreiche neue Stichwörter bereichert. Außer dem alphabetischen Stichwörterverzeichnis enthält das Buch eine Vergleichstabelle zur Fiebermessung, welche die Meßwerte in Celsius- und Fahrenheit-Graden nebeneinanderstellt; ferner eine Kalorientabelle für die wichtigsten Nahrungsmittel.

Der Verfasser ist offenbar bemüht, dem Wunsche von Laien Rechnung zu tragen, die ihnen unverständliche medizinische Fachsprache verstehen zu lernen. So verständlich dieses medizinische Bildungsbedürfnis ist, so ist es doch ein zweischneidiges Schwert, das dem Laien im Falle eigener Erkrankung manchmal mehr schadet als nützt.

Verjüngung durch Diät. Ein Wegweiser durch alle Magenfragen. Von Dr. J u v e n a 1. Buchverlag „Neues Oesterreich”, Wien. 350 Seiten. Preis 64 S.

Der Verfasser — der bekannte medizinische Berichterstatter des „Neuen Oesterreichs” — gibt eine Reihe von bewährten hygienisch-diätetischen Ratschlägen zur Erhaltung der Gesundheit und damit zur Verlängerung des Lebens. „Die Wissenschaft vom Essen und Trinken ist vielfach noch von Vorurteil und Fehlurteil beherrscht.” Zum Fettwerden im Involutionsalter bemerkt der Verfasser, daß der Widerstand der heutigen Generation nicht nur eine Mode ist, sondern sich gegen den vorzeitigen körperlichen Verfall richtet — „Die Zeit der Fresser und Säufer ist vorüber.” Bei Abmagerungskuren muß zu starkes Absinken des Blutzuckers (Hypoglykämie) und des Blutdruckes (Hypotonie) vermieden werden. Eine Tabelle (S. 236 bis 238) zeigt den Nahrungsbedarf in Kalorien pro Kilogramm Körpergewicht bei verschiedenen Arbeiten. Eine Tabelle (S. 240/241) zeigt die Standardgewichte für Männer und Frauen bestimmter Größe und Altersstufe. Der Schlußabschnitt handelt vom Rufe nach „Verjüngung”, der Angst, daß „die Welt vergreist”. „Verjüngung statt Verkalkung” ist eine der „zugkräftigen” Parolen. Neigung zu üppigem Fettgenuß fördert die Neigung zu Infarkten. Das Verjüngungsproblem wird im wesentlichen als ein Diätproblem gesehen (S. 306). Ein Anhang (S. 327) gibt eine Anzahl von bemerkenswerten hygienischen Lebensregeln.

Via gloriosa. Nobelpreisträger aus aller Welt dienen dem Leben. Von Rudolf Erckmann. Wilhelm-Andermann-Verlag, München-Wien. 333 Seiten.

„Via gloriosa” bildet zusammen mit den bisherigen Bänden „Via triumphalis” und „Via regia” ein Lexikon der Nobelpreisträger auf dem Gebiete der Medizin und Biologie, der Biochemie, Physik, Physiologie und experimentellen Pathologie. Es liegt nicht nur im Charakter des Werkes, sondern auch im heutigen Zeitempfinden begründet, daß sich die öffentliche Meinung fast ausschließlich für Forscher interessiert, welche die Krönung ihrer Lebensarbeit für Arbeiten auf dem Gebiete der Experimental- und Laboratoriumsforschung erhalten haben. In diesem Bande begegnen uns: Ramon y Cajal, Golgi, Einthoven, Pawlow, das Ehepaar Gori, Elias Metschnikow, Szent-Györgyi, Banting, Fleming, Waksman, um nur die bedeutendsten Namen zu nennen. Die Ijehandelten Forscherbiographien zeigen immerhin, mit welchen unerhörten Opfern ein Forscherleben im Dienste auch der positivistischen Wissenschaft verbunden ist.

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