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Donauwalzer...
Bei einer Schlußbilanz über die Viennale 1967, die „Festwoche des heiteren Films“, muß vor allem auf das nicht hinwegzuleugnende Faktum hingewiesen werden, daß bei diesem Festival zweifellos die Kurzfilme den Sieg davongetragen haben, obwohl insgesamt vierzehn abendfüllende Streifen zur Aufführung gelangten. Filmchen wie dem reizenden Zeichentrickfilm Bruno Bozzettos, „Herr Rossi kauft ein Auto“, oder dem „Staubsauger“ aus Großbritannien ist hier eindeutig der Vorzug zu geben. Die Langfllme hatten nicht immer jenen zündenden Funken, dessen eine Festwoche des heiteren Films nun einmal bedarf. Es war eher ein Querschnitt des besinnlichen Humors, wobei Dänemarks „Nachbarn“ und die „Intime Beleuchtung“ aus der Tschechoslowakei besonders angenehm auffielen. Auch der ebenfalls tschechische Streifen „Tangro für einen Bären“ ist hier zu nennen. Italien konnte mit Alessan-drö Blasettis geistvoller Satire „lo, To, Io... e gli altri“ gut gefallen, die Sowjetunion schickte mit „Vorsicht, Autos!“ sogar den berühmten Hamlet-Darsteller Inno-kenti Smoktunowski ins Rennen, und buchstäblich in letzter Minute konnte die Schweiz mit dem gerade noch rechtzeitig fertiggestellten Film „Bonditis — oder die grausigen und schrecklichen Abenteuer eines beinahe normalen Menschen“ einen beachtlichen Erfolg buchen.
Wenn man 'mit der Organisation des Festivals auch im allgemeinen zufrieden sein kann, muß man der Veranstaltungsleitung doch einiges ankreiden: Zunächst die gehäufte Programmzusammenstellung — es lief ja nebenher noch die Karl-Valentin-Retrospektive des österreichischen Filmmuseums —, die das Publikum bis an die Grenze seiner Leistungsfähigkeit beanspruchte. Dann die Aufführung des für Montreux produzierten Osterreichbeitrages „Special Servicer“, in welchem das Absurde und Groteske von Regie und Drehbuch so weit getrieben wurde, daß es nicht mehr gelang, dem Publikum die Einfälle des Films verständlich zu machen. Außerdem hat man viele der Gags schon bei Chaplin, Fellini und Lester (besser) gesehen. — Es war auch keine gute Eingebung der Festivalleitung, Edwin Zboneks „Donauwalzer“ ausgerechnet mit Richard Lesters Klamaukiade „Toll trieben es die alten Römer“ zusammenzu-spannen. Ein Schnitt ins eigene Fleisch, wie sich später herausstellte. Zboneks Versuch, einen kurzen authentischen Rückblick auf das Leben Johann Strauß' mit einigen pointierten Donauwalzermetamorphosen zu verschmelzen ist bestenfalls im ersten Drittel des mehr als 30 Minuten dauernden Streifens gelungen. Der Rest ist einerseits ein Versuch mit untauglichen Mitteln — so kann man keinen Tanzfllm machen —, anderseits, gelinde gesagt, langweilig!
Trotzdem war es ein für Österreich beschämender Ausklang der Festwoche, daß das Publikum (auf Lesters Film eingestellt) ausgerechnet bei der Viennale den Donauwalzer auspfiff. Mag diese Unmutsäußerung vielleicht auch, subjektiv empfunden, ihre Berechtigung gehabt haben, so wäre sie im Hinblick auf das internationale Presseecho dieser Veranstaltung doch besser unterblieben.
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