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Dänen geben ein Beispiel

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Die dänische Zeitung „Information“ wurde während des Krieges als illegales Organ gegründet und erreichte in den ersten Jahren nach Kriegsschluß hohe Auflagen; darin drückte sich die Wertschätzung und die Dankbarkeit der Dänen aus für eine tapfere Haltung in schwerster Zeit.

Die Zeitung ist auch heute noch gut geleitet, sie hat sich ihre unabhängige Stellung bewahrt und sie ist in allen politischen Kreisen sehr angesehen. Allerdings: Die Erinnerung an die Haltung in der Besetzungszeit verblaßt auch bei den Dänen, die Zeitung war nie ein großes Inseratenorgan, und so schrumpfte die Leserzahl so allmählich auf etwa

25.000 zusammen, das aber ist zu wenig für eine großstädtische Zeitung, der keine Pressefonds zur Verfügung stehen.

Anfang Mai mußte die Zeitung ihren Lesern mitteilen, daß sie am 30. Juni zum letztenmal herauskommen wird, denn ohne jede finanzielle Unterstützung sei es unmöglich geworden sie weiter erscheinen zu lassen. An sofortigem Zuschuß brauche man zwischen 200.000 und 300.000 Kronen, und die Zeitung könne nicht einmal garantieren, daß man diese Summe jemals zurückzahlen könne. Es war, allem Anschein nach, ein Hilferuf ohne Hoffnung darauf, daß er gehört werden würde!

Nun geschah es jedoch, daß sich einige tausend treuer Abonnenten zu einem Verein zusammenschlössen; diese ließen bei der Bitte um einen finanziellen Betrag wochenlang die Telephone warmlaufen — und Mitte Juni konnte der Verein nicht 200.000, sondern 392.000 Dänenkronen der Verlagsleitung auf den Tisch blättern!

Damit war jedoch noch nicht alles getan: Um einen Reservefonds zu bekommen, mußte die Zeitung ihre Leser um die Zeichnung von Garantiescheinen im Werte eines Fünftels des Jahresabonnementes (das etwas über 200 Kronen beträgt) ersuchen. Im Bedarfsfall ■ waren die Zeichner verpflichtet, den Gegenwert des Garantiescheines einzuzahlen. Man rechnete mit der Zeichnung von annähernd 100.000 Kronen. Bis Ende Juni sind jedoch 5500 Garantiescheine im Werte von mehr als 270.000 dänischen Kronen gezeichnet worden. „Information“ wird demnächst den Bezugspreis auf 248 Kronen jährlich erhöhen.

Die Geschichte dieser Aktion erinnert den Berichterstatter an das Schicksal der seinerzeit sehr angesehenen deutschen Halbmonatsschrift „Gegenwart“, die wegen fehlender Leserunterstützung vor einigen Jahren eingestellt werden mußte. 5000 neue Leser — die monatlich nur zwei D-Mark zu opfern brauchten — hätten die Zeitschrift retten können, doch in der Bundesrepublik mit ihrer zehnmal so großen Bevölkerungszahl waren diese 5000 Leser nicht aufzubringen gewesen!

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