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Tradition?

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Da Künstlerhaus, das jetzt seine Frühjahrsausstellung eröffnet hat, bildet seit 50 Jahren den Hort der Tradition in der österreichischen Malerei, das heißt, es pflegt die Malweise weiter, wie sie in den letzten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts in Wien und Mün. dien üblich gewesen ist. Dieses Festhalten an der Tradition — deren Postulate Realismus und handwerklich gute Malerei heißen — hatte seine Berechtigung, solange die Stil einander jagten, Revolutionäre und Revoluzzer die saubere Hand- werksarbeft in den Hintergrund schoben und allgemeine Verwirrung stifteten. Nun aber ist, wunderlich genug, all das selbst schon Vergangenheit und Tradition geworden und die Nachexpressionisten, Spätkubisten und Postsurrealisten machen es heute all denen, die eine beruhigtere, geschlossenere Form anstreben, reichlich schwer. Das Künstlerhaus hat recht gehabt, als es die „Moderne“ für etwas Ephemeres hielt — aber es hat sich arg getäuscht, wenn es glaubte, daß die nachmodern Malerei reuig zu seinen Traditionalismen zurückkehren würde. Zwischen der Tradition und der Neuerung hat in der Kunst stets ein fruchtbarer Antagonismus bestanden; aber zwischen dem Künstlerhaus und der Malerei unserer Jahre gibt es keinen solchen Antagonismus mehr. Sie sind zu weit voneinander entfernt. So kommt es, daß sich das Künstlerhaus heute in einer Position befindet, in der es nicht einmal mehr polemisch angegriffen wird. Und je länger das dauert, um so wesenloser werden die Ausstellungen am Karlsplatz,

Indessen, wo ein halbes Tausend von Bildern gezeigt wird, dort muß es einfach auch einiges Bemerkenswertes geben. Und das ist in der Tat der Fall; nennen wir die Bilder und Freskenentwürfe Rudolf Holzingers, einige dekorative Arbeiten der Familie Schmidt, die zwei ausgezeichneten, ganz unakademisch frischen Landschaften Siegfried Fischers, die Zeichnungen Wolfgang Schönthan und die Arbeiten von Max Frey. Unter den Jüngeren, denen ein eigener Raum gewidmet ist, sticht nur Theodor Braun hervor.

Leider muß sich aber unter einem halben Tausend von Ausstellungsobjekten naturgemäß auch viel wenig Gutes, wenn nicht Schlechtes befinden. Es fehlt auch daran nicht. Die Entwürfe für sogenannte „Dank ma1e“ — mittels derer im Ausland der Dank für geleistete Hilfe abgestattet werden soll — werden hoffentlich nie mal zur Ausführung gelangen, sonst würden sich wohl unser Nachbarn dafür bedanken müssen, mit dergleichen monumentalem Nippessachen beschenkt zu werden. Und ebenso zwingen gewisse Ölbilder Robert F u c h s‘, der aus Surrealismus und Spitzweg eine ungenießbare Kreuzung erzielt, zu heftigem Protest.

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