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Eine Woche Weltpolitik

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• Das IIASA (Internationales Institut für Angewandte Systemanalyse) in Laxenburg bei Wien kam vorige Woche als „Spionagenest“ ins Gerede. Konkrete Vorwürfe, für den sowjetischen Geheimdienst KGB zu arbeiten, galten dem Wissenschaftler Arkadij Belozerov, aber auch dem Vorsitzenden des IIASA-Rates, Dschermen Gwi- schiani. Belozerov hat unter Protest „im Interesse des Instituts“ seinen Rücktritt angeboten.

Das während der Entspannung (1972) gegründete Institut ist ein einzigartiger Ort der Kooperation von Wissenschaftlern aus Ost und West. Daß am IIASA nicht nur spioniert, sondern auch gearbeitet wird, beweist nicht nur die jüngst vorgelegte umfangreiche Weltenergiestudie (FURCHE Nr. 13/ 1981)... ski

• Eine neue Welle des Terrors brach in den letzten Tagen und Wochen über die Bundesrepublik Deutschland (übrigens auch über die britische Unruheprovinz Nordirland) herein. Die zahlreichen Anschläge standen im Zusammenhang mit dem Hungerstreik deutscher Terroristen, die unter anderem die Anerkennung als „Kriegsgefangene“ forderten. Am 16. April erlag der 38jährige Terrorist Sigurd Debus in Hamburg den Folgen eines zweimonatigen Hungerstreiks, darauf brachen die anderen 25 Häftlinge ihre Aktion ab. Die deutsche Terrorszene hat nun wieder einen „Märtyrer der faschistischen Klassenjustiz“: Der freiwillige Tod des Sigurd Debus war somit ein Signal für die „Genossen in Freiheit“, die „Propaganda durch die Tat*" wieder zu verstärken.

• Die polnische Erneuerungsbewegung erfaßt zusehends auch immer breitere Kreise der Kommunistischen Partei des Landes. Deutlich sichtbares Indiz dafür: bei einem Treffen von 800 Parteimitgliedern (viele von ihnen waren demonstrativ mit „Soli- darität“-Aufsteckem erschienen) am 16. April an der Universität von Thorn wurde die Entlassung von Parteiführern gefordert, mehr innerparteiliche Demokratie und weniger Zensur verlangt. Bei allem Lob, den etwa die polnische Parteipresse dieser Alternativbewegung innerhalb der KP spendete: das Rütteln am innerparteilichen Organisationsprinzip des demokratischen Zentralismus muß von den Genossen in den Bruderländern als eine besonders unverschämte Provokation aufgefaßt werden.

Inzwischen haben die polnischen Bauern auch ihre „Solidarität“ zugesprochen bekommen: Am 17. April einigten sich Re- gierungs- und Bauernvertreter über die Registrierung einer unabhängigen Bauerngewerkschaft bis zum 10. Mai.

• Ein Terroranschlag auf den französischen Staatspräsidenten Giscard d’Estaing am 16. April auf dem Flughafen der korsischen Stadt Ajaccio forderte ein Todesopfer (ein Schweizer Staatsbürger) und zahlreiche Verletzte. Der Sprengsatz war in der überfüllten Wartehalle des Flughafengebäudes in einem Schließfach explodiert, als Giscard sich noch an Bord des Flugzeuges am Ende der Landebahn befand. Als Urheber des Attentates werden korsische Seperati- sten vermutet.

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