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Mann-Frau-Identität
Aus der Vielfalt an Schriften zum Selbstverständnis von Mann und Frau ragen einige lesenswerte Bücher heraus. Erfreulich offen und mit Humor und Gelassenheit legt der Salzburger Dogmatiker Gottfried Bachl in „Der beschädigte Eros“ die zwiespältige Sicht von „Frau und Mann im Christentum“ dar. Bachl trägt der Zeitbedingtheit dieser Sicht Rechnung und tritt für eine Neubewertung der Lust, eine neue positive Kultur der Geschlechterbeziehung ein.
Differenziert und umfassend informiert derselbe Autor im Sammelband der Salzburger Hochschulwochen 1988 „Gott schuf den Menschen als Mann und Frau“, herausgegeben von Paulus Gordan. Weitere Beiträge stammen von Franz Gamillscheg, Helen Schün-gel-Straumann, Heinrich Schipper-ges, Joachim Gnilka, Paul Konrad Kurz, Ilona Riedel-Spangenberger, Susanne Heine.
Mit „Persönlichkeit, Moral und Intellekt der Frau“ beschäftigt sich „Das andere Denken“ von Mary Field Belenky, Blythe McVicker Clinchy, Nancy Rule Goldberger, Jill Mattuck Tarule. Der Band macht verständlich, daß Frauen sich dem traditionell männlichen Modell des Denkens entfremdet fühlen, das „Wahrheit“ mit objektivleidenschaftslosen Methoden konstruieren will. Die Autorinnen plädieren für Verstehen ohne den Zwang zu Beweisen, für eine Beziehung zu Ideen, statt sie zu beherrschen.
„Männer - Auf der Suche nach einer neuen Identität“, herausgegeben von Gotthard Fuchs, dokumentiert mit empirischem Material das Selbst-, Berufs- und Rollenverständnis. Daneben stehen Perspektiven und Erfahrungen, die das „naturwüchsig unveränderliche Männliche“ in Frage stellen. Aus der Sicht von Männern wird durchaus kritisch das Mannsein in der Kirche befragt.
Völlig konsequent erweist Frederic Raurell, Professor für Exegese und biblische Hermeneutik in Barcelona und Rom, den „Mythos vom männlichen Gott“ als solchen. Raurell verbindet die Anliegen feministischer Theologie mit der Aufgabe, angemessen und glaubhaft von Gott zu sprechen.
Das Verhältnis der Frauen und der Männer zueinander und zu ihrem Leib behandelt „Der Ursprung der Keuschheit“ der französischen Historikerin Aline Rous-selle. Spezialisiert auf die Geschichte des frühen Christentums analysiert sie juristische und medizinische Fakten und weist nach, daß die frühen Christen um der begehrten Nähe zu Gott willen einen sich ständig steigernden Kampf gegen das sexuelle Verlangen führten.
DER BESCHÄDIGTE EROS. Von Gottfried Bachl. Verlag Herder, Freiburg 1989. 93 Seiten, kart., öS 131,-.
GOTT SCHUF DEN MENSCHEN ALS MANN UND FRAU. Herausgegeben von Paulus Gordan. Verlag Styria, Graz 1989.237 Seiten, kart., öS 250,-.
DAS ANDERE DENKEN. Von Mary Field Belenky u. a. Campus Verlag, Frankfurt 1989. 276 Seiten, kart., öS 296,40.
MÄNNER - AUF DER SUCHE NACH EINER NEUEN IDENTITÄT. Herausgegeben von Gotthard Fuchs. Patmos-Verlag, Düsseldorf 1988.164 Seiten, kart., öS 193,50.
DERMYTHOSVOM MÄNNLICHENGOTT. Von Frederic Raurell. Verlag Herder, Freiburg 1989. 222 Seiten, kart., öS 232,50.
DER URSPRUNG DER KEUSCHHEIT. Von Aline Rousselle. Kreuz-Verlag, Stuttgart 1989. 298 Seiten, kart., öS 249,60.
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