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Der philosophische Ordo

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EINLEITUNG IN DIE PHILOSOPHIE. Von Hans Meyer. 2. erweiterte Auflage. Verla Ferd. Schöningh, Paderborn. 258 Selten. Broschiert 14 DM, gebunden 17.80 DM.

Der große Vorzug des Würzburger Universitätsprofessors, der durch seine fünfbändige „Abendländische Weltanschauung“ und dreibändige „Systematische Philosophie“ weiten Kreisen bekannt wurde, ist die Klarheit seiner Darlegungen, wichtig gerade für eine Einführung in das philosophische Denken. Dabei werden die Probleme keineswegs simplifiziert. Meyer versteht es, auch schwierige Gedankengänge, besonders des modernen Philosophierens, genau in ihrem Anschnitt darzustellen, ohne ihrer Schwierigkeit auszuweichen. Er kennt ja die verschiedenen Richtungen der heutigen Philosophie aus unmittelbarem Miterleben. In dieser Einleitung bestimmt er zuerst Wesen und Aufgabe der Philosophie, grenzt sie von den anderen Wissenschaften in der Eigenartigkeit ihrer Problemstellung und Methode ab. In einem weiteren Kapitel schneidet er im Überblick die wichtigsten Probleme der Philosophie an und charakterisiert ihre einzelnen Disziplinen. Ein gesondertes Kapitel widmet er der Psychologie, die gerade in der Gegenwart eine zentrale Stellung einnimmt und in ihrem Verhältnis zur Philosophie besondere Aufmerksamkeit verdient, um weitgehende übliche Mißverständnisse abzubauen. „Das Reich der Werte und das menschliche Leben“ bieten die Grundzüge einer Ethik und Ästhetik und stellen das Phänomen der Religion zur Diskussion. In allen Kapiteln spürt man die lebendige Auseinandersetzung mit den Problemstellungen der Gegenwart. Keine schulmeisterlichen Darlegungen, billige Klassifizierungen oder nur mit modernen Formulierungen aufgezäumte Ladenhüter.

Bezeichnend ist das letzte Kapitel über die Idee einer Philosophia perennis. Meyer geht hier dem Zusammenhang des abendländischen Philosophierens nach, einerseits die große Tradition aufnehmend, anderseits sie aber doch von der Gegenwart her als auch für die Gegenwart fruchtbar machend. Den Abschluß über „Philosophie und Bildung“ ergibt dann der ungemein beherzigende Hinweis, daß der Philosophie, mehr als bisher, ein entscheidender Platz im Bildungsgang der jungen Menschen eingeräumt werden muß, denn nicht das hineingestopfte Vielwissen der heutigen Lehrpläne bildet den Menschen, sondern die Sinnrichtung, wie die Philosophie sie gibt, hält alle Wissenschaften zusammen, ergänzt, berichtigt und befruchtet sie aneinander. Erkenntnis von Wahrheit und Leben von Werten erzieht den Men-ichen ganz konkret für alle seine

Lebensbereiche. Der Hinweis auf die Greuel der beiden Weltkriege, auf das, was um sie herum an Zerstörung des Menschen geschehen ist, zeigt, wie eminent wichtig gerade die philosophische Schulung zum Aufbau der gesamtmenschlichen Persönlichkeit ist, wie die Vernachlässigung des philosophischen Ordo der Welt den menschlichen Geist und seine Geschichte bis in die politischen Tagesereignisse korrumpiert hat.

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