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Ein Großwerk über christliche Philosophie

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Unter dem Titel „Christliche PhiltH sephie“ gibt Prof. Dr. J. Fisch 1, seit 1935 Extraordinarius für Philosophie und Apologetik an der Theologischen Fakultät der Universität Graz, eine Gesamtdarstellung aller Wesensgebiete der christlichen Philosophie in zehn Bänden heraus. Der erste Band: „Die Normen unseres Denkens“ (Logik) und der zweite: „Denken und ■Wirklichkeit“ (Erkenntnislehre) sind schon in Druck und erseheinen demnächst im Verlag A. Pustet, Graz-Salzburg-Wien; die Bände 9 und 10: Die Geschichte der Philosophie des Altertums und Mittelalters, beziehungsweise der Neuzeit, stehen vor der Vollendung, die übrigen Bände sollen unter Mitarbeit von Gramer Fachleuten in Kürze folgen.

Schon die bisherige sechzehnjährige erfolgreiche akademische Lehrtätigkeit des Verfassers, dessen Stärke in der Systematik und zwingender Dialektik, besonders aber in der Prägnanz des sprachlichen Ausdrucks liegt, sowie die stets überfüllten Hörsäle seiner derzeit laufende philosophischen Vorträge im Rahmen der Theologischen Fortbildungskurse für Laien an der Theologischen Fakultät Graz bürgen auch für die fachliche Gediegenheit und Lebensnähe des Gesamtwerkes für Theologen wie für theologisch und philosophisch interessierte Laien: Die philosophia perennis im Kleide des Heute.

Im Vorwort zum Gesamtwerk umschreibt Prof. J. Fischl die Aufgabe der christlichen Philosophie wie den Zweck “seines Werkes:

„Wenn die christliche Philosophie noch eine Beweises für ihre Berechtigung bedurft hätte, so it er durch den Mißbrauch, den die letzten Jahrzehnte mit Philosophie und Wissenschaft überhaupt getrieben haben, reichlieh erbracht worden.

Mit christlicher Philosophie meinen wir jene Weltanschauung, die auf zwei Grundpfeilern aufruht: Der erste kt die Bejahung der Wirklichkeit de Seins. Nur dann, wenn das, worüber wir philosophieren, wirklich ist, gewinnt unser Philosophieren Ernsthaftigkeit und Lebensnähe. Der zweite Grundpfeiler ist die Oberzeugung, daß das Sein rational ist, das heißt, daß wir es durch unsere Denkformen erfassen können. Nach Thomas von Aqoin liegt der Grund dafür darin, daß Gott alles Sein nach seinen Ideen geformt hat und daß wir durch unser abstrahierendes Denken eben diese Ideen wieder aus den Dingen herauslesen können. Ist aber die Welt rational so kommen wir von selbst zur Bejahung der Sinnhaftigkeit

März im Mühlviertel

Noch türmt sich der Schnee um jedes Haus

Und die Wege sind mühsam und tief.

Noch dröhnt in den Wäldern des Windes Gebraus,

Doch manchmal horch ich beglückt hinaus

Und mir ist, als ob jemand rief:

Eine Stimme, ein Lied, ein jubelnder Klang Bricht oft durch den jagenden Sturm, Und es klingt wie schüchterner Amselsang Und es donnert wie ferner Ströme Gang Und es hallt wie von Glocken im Turm.

Die Hügel, die über dem Tale stehn. Erglänzen in feuchtem Blau. Das Land dahinter, ich kann es nicht sehn, Doch ich weiß, daß dort mildere Lüfte wehn Und Blumen blühn in der Au.

Die Quellen, die hier noch das Eis bedrängt, Verströmen dort zärtlich ihr Glück. Nur einmal möcht ich, daß mich umfängt Die Heimat, an der mein 'Herz noch hängt. Dann kehr ich gerne zurück.

Dahin, wo der Winter im März noch tobt Und das Feld noch versagt sich dem Pflug. Wenn die Drossel nach Ostern die Stimme probt Und die Lerche die keimenden Saaten lobt So ist mir dies Frühling genug.

Michael N o t g a n g, Linz

der ganzen Welt, die nach den Ideen Gottes gestaltet wurde. Darum bekennt sich die christliche Philosophie zu allen Zeiten zur absoluten Geltung unserer Erkenntnis und unserer sittlichen Normen.

Wir sehen daraus sogleich, welche Hakungen wir in der Philosophie als unchristlich ablehnen: Es ist der müde Skeptizismus, der immer nur eine Verfallserscheinung der Kultur gewesen ist. Es ist aber auch der R e 1 a-tivismus, der in unberechtigter Willkür die Normen des Denkens und der Sittlichkeit auf einzelne Menschen, Typen oder Kassen einengen möchte. Auch jede atheistische und pantheisti-sche Haltung ist unserer Philosophie fremd.

Dennoch ist das Haus der christlichen Philosophie noch sehr geräumig geblieben und bietet Weite für sehr verschiedenartige Problemstellungen und Problemlösungen, wie die Geschichte der christlichen Philosophie durch die Jahrtausende beweist. Da ist keine Starre. Alle, die

ernstlich nach der geistigen Bewältigung des Seins streben, haben in diesem Hause Platz. Ausgeschlossen sind nur jene, die in eitler Überheblichkeit glauben, sie könnten die Grundlagen dieses Hauses selbst vernichten und sich anarchistisch außerhalb aller jener stellen, die in den Jahrtausenden nach Wahrheit gerungen haben. Selbst die Irrenden können noch in ihrer Art unser Wissen bereichern wie Aristoteles schreibt: ,Kein Denker trifft die Wahrheit vollkommen, keiner geht völlig in die Irre, jeder trifft in etwas die Natur der Sache; und wenn auch der einzelne recht weit 'zurückbleibt, aus der Zusammenarbeit der vielen wächst der Wissensbestand.' (Metaphysik II, 1.) So sind alle zum kontinuierlichen Ausbau dieser Geisteswelt aufgerufen im Sinne des großen Dante:

,P8r alle Menschen, denen die höhere Natur Liebe zur Wahrheit eingeprägt hat, gibt es nichts Wichtigeres, als daß sie in der gleichen Art, wie sie durch die Arbeit der Vorfahren be-

reichert wurden, selbst durch ihre Arbeit n der geistigen Bereicherung der Nachwelt mitarbeiten.' (,Über die Monarchie', L, V.)

Es ist ein großer Kreis katholischer Laien, der um eine Vertiefung seiner christlichen Wehanschauung ringt. Gerade jene von ihnen, die diese Aufgabe ernst nehmen, spüren, daß sie eine Schulung in der christlichen Philosophie brauchen, bevor sie ein größeres Werk der Dogmatik zur Hand nehmen können. Schon vor dem Kriege mußte an manchen Universitäten ein förmlicher Kurs der christlichen Philosophie für Laien gehalten werden, und die unerwartet hohe Zahl der Subskribenten der neuen Thomasausgabe des Katholischen Akademikerverbandes zeigt dasselbe Bedürfnis. Wenn darum diese Bücher auch zunächst für die Hörer der katholischen Theologie gedacht sind, so werden sie in gleicher Weise jenen eine Hilfe sein, die sich selbst eine gründliche Kenntnis der christlichen Philosophie aneignen wollen.“

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