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Kritisches Engagiertsein

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KRAFT UND OHNMACHT. Kirche und Glauben in der Erfahrung unserer Zeit. Von Mario von Galli und Manfred Plate. Josef-Knecht-Verlag, Frankfurt am Main, 1963. 304 Seiten. Preis 14.80 DM.

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KRAFT UND OHNMACHT. Kirche und Glauben in der Erfahrung unserer Zeit. Von Mario von Galli und Manfred Plate. Josef-Knecht-Verlag, Frankfurt am Main, 1963. 304 Seiten. Preis 14.80 DM.

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Der Band enthält eine Reihe von Aufsätzen, die ursprünglich in dem deutschen katholischen Wochenblatt „Der christliche Sonntag/ veröffentlicht wurden und nun, aus Anlaß des 75. Geburtstages seines Hauptschriftleiters Karl Färber und um sie nicht in Vergessenheit geraten zu lassen, in Buchform zusammengefaßt wurden. Die einzelnen Autoren brauchen nicht vorgestellt werden, sie sind heute allgemein bekannt: Guardini, Söhngen, Dirks, Grenzmann, die beiden Rahner, Ida Friederike Görres iisw. Was sie alle eint, ist ihre offene FĮaltung gegenüber der Zeit und gegenüber Gott, die Suche nach christlichen Lösungen und nicht fertige Rezepte. Es handelt sich also nicht um eine durchschnittliche Sonntagszeitung, sondern um eine, die wohl in Tuchfühlung mit dem Zeitgeschehen, sich doch nicht zu oberflächlicher Journalistik verleiten läät, eine anspruchsvolle Kulturzeitschrift mit Tiefgang also, die trotzdem allgemeinverständlich bleibt und den Leser gleichzeitig zum Denken erzieht. Was noch wertvoller ist, sie erzieht ebenso zur eigenen Verantwortung und Entscheidung, kein Nachplappern, kein billiges Sichstoßen an den Menschlichkeiten innerhalb der Kirche, die oft ein beliebtes Alibi für eigene Fehlhaltungen abgeben müssen. Es geht ihr um ein kritisch denkendes Engagiertsein an Glaube und Kirche, also weder um billige Lobhudelei und liebedienerische Unterwürfigkeit noch um protestierende Gegnerschaft, noch weniger um ein denkfaules Sichtreibenlassen. Der Themenkreis ist wohl weit gespannt (Kirche und Dogma, Liturgie, Nihilismus, moderne Literatur, Unionsbestrebungen usw.), doch immer wieder zurückgeholt in das eigentlich Entscheidende: lebendige Anverwandlung des Glaubens, Nachfolge Christi im konkreten Betrieb des Alltags und Zeitgeschehens.

DAS SEIN UND DAS GUTE. Von Helmut Kuhn. Kösel-Verlag, München. 439 Seitjen. Preis 35 DM.

Entgegen den heutigen Tendenzen, die traditionelle Metaphysik abzubauen, stellt sich Kuhn wieder ganz im Sinne einer philosophia perennis die entscheidenden metaphysischen Fragen. Schon die ersten Kapitel mit ihren Untersuchungen über Existenz und Essenz zeigen das. Doch geschieht das auf der Grundlage modernen Philosophierens seit Kant. Wohl greift er immer wieder auf Plato und Aristoteles wirklich einnehmender Diskretion dessen Leistungen und Anliegen aufzunehmen. Die einzelnen Kapitelfolgen gliedern sich nicht zu einem strengen systematischen Aufbau, sind aber doch von einer Grundkonzeption her „zusammengewachsen“, die Kuhn selbst charakterisiert: von der Untersuchung über das Ursprungsverhältnis zwischen dem Sein und dem Guten führt der Weg zur Konkretisierung des Guten in der handelnden Entscheidung des Menschen und schließlich zur schöpferischen Leistung der Kunst. Ausgezeichnete, selbständig durchdachte Themen wie das der Tiefenpsychologie, des Irrationalismus wie des überspannten Rationalismus, der Geschichtlichkeit, der Politik zeigen, wie nahe der Autor der Wirklichkeit bleibt. Besonders bedenkenswert sind seine Ausführungen zur Ästhetik, die der herrschenden Begriffsverwirrung gerade auf diesem Gebiet, wiederum nicht in bloß negativer Kritik, sondern in fruchtbarer Auseinandersetzung, ein Ordnungsgefüge anweisen können.

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