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Bücher über Philosophie

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Einführung in die Philosophie („Philosophia Lovanensis“, ein Grundriß der Philosophie in Einzeldarstellungen, Bd. I). Von Louis de Raymaeker. Benziger, Einsiedeln. 336 Seiten.

Physiker und Biologen, Historiker und Ethnologen greifen heute immer häufiger nach der Philosophie. Junge und gereifte Menschen, denen sich die Fragen nach Sinn, Ziel und Wert ihres Lebens im letzten Jahrzehnt in furchtbarer Schärfe stellten, suchen kritisch nach Auskunft. Auf der Bühne und auf der Leinwand, in den Romanen und den — für unsere Zeit symptomatischen — Tagebüchern werden gegenwärtig philosophische Thesen aufgestellt und bekämpft. Die Ge-sdiichtsmäehtigkeit der Philosophie und der Weltanschauungsfragen treten klarer denn je zutage. Wie aber ist der Philosophie, die alle angeht und die doch ihre strengen Fachmethoden hat, zu begegnen?

In dieser Situation tut eine saubere Bestandsaufnahme not. Das Werk von Raymaeker leistet sie. Schon die Systematik und Diktion seiner neuscholastischen Sachlichkeit hebt es über die Simplifikationen der Popular-philosophie und über die literarische Halbphilosophie hinaus.

Der erste Teil führt den Neuling an die Berührungspunkte induktiv-kritischer Philosophie mit den Naturwissenschaften und der christlichen Theologie, an die Fragestellungen der Erkenntnis, der Bewältigung des „Seinsproblems“ überhaupt, an die Natur, des Lebens und der Werte heran. Unter Verzicht auf schnelle Lösungen wird der Ernst und die Schwierigkeit wissenschaftlichen Philosophierens sichtbar gemacht.

Der zweite Teil gibt auf knapp 100 Seiten eine Zusammenfassung der abendländischen Philosophie von Thaies bis Jaspers. Besonders wertvoll sind die klaren biographischen Anmerkungen, die Aufdeckung der geistesgeschichtlichen Zusammenhänge im 13. Jahrhundert in der westeuropäischen Philosophie der Neuzeit und Gegenwart (von der wir manches Neue erfahren)) ein Meisterwerk gar die sachliche Darstellung Kants auf drei Seiten!

Die Im dritten Teil in minutiöser Arbeit zusammengetragene systematische Ubersicht über die philosophischen Organisationen, Kongresse, Biographien, Lexika, Fachwörterbücher, Handbücher, Einleitungen, Zeitschriften, Monographien und Quellenforschungen übertrifft die in Oswald Külpes klassischer „Einleitung in die Philosophie“ gebotenen Hinweise bei weitem und empfiehlt das Buch Raymaekers als Nachschlagewerk.

Da sich der Verfasser im Geschichtsabriß seiner Einführung auf die Schilderung der Grundgedanken der Philosophie beschränkt, wird man wohl die Auseinandersetzung mit ihrer relativen Zeitbedingtheit, ihrer Arbeitsweise, ihren so folgenschweren Methoden des Evolutionißmus, Psychologismus, Historismus und Soziologismus mit der System- und Philosophiekritik überhaupt, wie sie von Schlegel und Dilthey begonnen, von Harnack, Troeltsch, Max Scheler und dessen Schule, von Max Weber, Alfred von Martin, Erik Peterson und Alois Dempf zu hoher Bedeutung für die Gegenwart fortgeführt wurden, in den angekündigten Bänden über Erkenntnislehre und Wissenschaftskritik erwarten dürfen.

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