Nur ein Ende der Besatzung bringt den Frieden

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Paula Abrams-Hourani und Elke Zeiringer, zwei "Women in Black", halten mit Gleichgesinnten regelmäßig Mahnwachen am Stephansplatz ab, um gegen die Politik Israels zu protestieren. Ihre schwarze Kleidung ist Ausdruck der Trauer. Die internationale Initiative ist für den Friedensnobelpreis 2001 nominiert.

die furche: Was wollen "Women in Black" mit Ihren Aktionen erreichen?

Elke Zeiringer: Wir wollen über die tatsächlichen Vorgänge in den von Israel besetzten Palästinensergebieten informieren. Wir wollen darlegen, was es bedeutet unter Besatzung zu leben. Wir stießen bisher auf großes Interesse, aber auch auf Unwissen und tief sitzende Vorurteile. Ich würde mir wünschen, dass die außenpolitisch Verantwortlichen ihr Schweigen brechen würden. Europa, insbesondere Österreich und Deutschland tragen eine große Mitverantwortung für den Konflikt. Dieses Tabu, die israelische Politik zu kritisieren und von Israel wie von jedem anderen Land die Einhaltung des Völkerrechts, der UN-Resolutionen einzufordern, dient weder Palästinensern noch Israelis. Dieses unverständliche Tabu zu brechen ist einer der wesentlichen Inhalte unserer Arbeit.

die furche: In Hebron siedeln, vom Militär beschützt, radikale jüdische Siedler neben Palästinensern. Beide Seiten erheben ein historisches Anrecht auf das Land.

Zeiringer: Es geht hier um einen politischen Konflikt, der auch politisch gelöst werden muss. Der Begriff "historisches Anrecht" fällt nicht in diese Kategorie, da man sonst viele Staatsgrenzen auf dieser Welt neu zeichnen müsste. In Hebron leben 450 jüdische Siedler inmitten von 130.000 Palästinensern. Die Siedler werden von fast 2.000 Soldaten bewacht. Der Alltag in Hebron hat sich nach den "Sicherheitsansprüchen" der völkerrechtlich illegalen Siedler zu richten.

die furche: In diesem verworrenen Konflikt rechtfertigen beide Seiten ihre Angriffe als Selbstverteidigung.

Paula Abrams-hourani: Israel ist die viertgrößte Militärmacht der Welt, unterstützt von den USA. Die Palästinenser haben alles verloren und kämpfen um ihr Überleben. Wenn man den Menschen alles wegnimmt, dann haben sie nichts mehr zu verlieren. Es ist eine Tragödie für beide Völker.

die furche: Die Lösung dieses Konflikts sehen Sie im militärischen Rückzug Israels, in der Räumung von Siedlungen.

Zeiringer: Die Lösungsmuster sind seit langem da. Es fehlt an der Umsetzung. Das Ende der Besatzung bedeutet zumindest einen Ansatz. Jeder, der davon redet, dass die Palästinenser von ihren Maximalforderungen zurücktreten sollen, scheint nicht begriffen zu haben, dass sie das längst getan haben. Aber nur ein lebensfähiger palästinensischer Staat gewährleistet den Frieden im Nahen Osten.

die furche: Frau Abrams-Hourani, Sie sind Grenzgängerin: amerikanische Jüdin, leben in Wien, mit einem palästinensischen Schriftsteller verheiratet.

Abrams-Hourani: Bei "Women in Black" bin ich nicht die einzige progressiv denkende Jüdin. Ich muss aber zugeben, ich habe wenig Kontakt zu radikal denkenden Juden. Es ist in der Politik wie in der Religion: es ist schwer jemanden zu überzeugen.

die furche: Wo ist die Friedensbewegung in Israel?

Abrams-Hourani: Es gibt sehr mutige Friedensorganisationen wie Peace Now, Bat Shalom, Rabbis for Human Rights oder Gush Shalom, aber sie sind zu wenige. Es sind immer gerade Zehntausend Demonstranten.

Das Gespräch führte Eva Bachinger.

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