Dieser FURCHE-Text wurde automatisiert gescannt und aufbereitet. Der Inhalt ist von uns digital noch nicht redigiert. Verzeihen Sie etwaige Fehler - wir arbeiten daran.
Thema: Religionsunterricht
RELIGIONSUNTERRICHT IN DEUTSCHLAND. Von den Klosterschulen bis heute. Von Ernst C. Helmreich. Übersetzung des englischen Originals „Religious educatlon in German Schoola“. Gemeinschaftsausgabe des Furche-Verlages, Hamburg, und des Patmos* Verlags, Düsseldorf, 1966. 422 Seiten mit 54 Bilddokumenten. DM 35.—.
RELIGIONSUNTERRICHT IN DEUTSCHLAND. Von den Klosterschulen bis heute. Von Ernst C. Helmreich. Übersetzung des englischen Originals „Religious educatlon in German Schoola“. Gemeinschaftsausgabe des Furche-Verlages, Hamburg, und des Patmos* Verlags, Düsseldorf, 1966. 422 Seiten mit 54 Bilddokumenten. DM 35.—.
Diese Arbeit des amerikanischen Historikers E. C. Helmreich über den katholischen, evangelischen und jüdischen Religionsunterricht in Deutschland basiert auf einer gründlichen Kenntnis der kirchlichen und staatlichen Quellen (13 Seiten Bibliographie und 33 Seiten detaillierte Anmerkungen), einer vorurteilslosen Haltung gegenüber den genannten Religionsgemeinschaften und einer subtilen Beurteilung deutscher Verhältnisse.
In den fünf großen Abschnitten des Werkes: Vor der Gründung des Kaiserreiches 1871, Das Kaiserreich 1871 bis 1918, Die Weimarer Republik 1918 bis 1933, Das Dritte Reich 1933 bis 1945, Die Zeit nach dem zweiten Weltkrieg (die beiden letzten Abschnitte umfassen mehr als die Hälfte des Buches) erfährt das Inter-pendenzverhältnis der schulgesetzlichen und schulpolitischen Gegebenheiten einerseits und der konfessionellen Mentalität beziehungsweise der theologdsch-pastoralen Zielsetzungen der Glaubensgemeinschaften anderseits eine wissenschaftliche ausführliche und dennoch leicht lesbare Darstellung.
Die Gestaltung des Lehrplanes für den Religionsunterricht und seine Durchführung in den vielfältigen Schultypen, die Entstehung und Erhaltung von Schultypen auf Grund religiöser Standpunkte, die Probleme der kirchlichen und staatlichen Schulaufsicht, die Stellung des jeweiligen Milieus zum Schülergottesdienst, die Fragen um die Ausbildung und die Anstellungserfordernisse der Religionslehrer werden im vorliegenden Buch ebenso systematisch behandelt wie etwa die Frage der Lehrbücher, des Lernstoffes und der Unterrichtsmethoden.
Die Behandlung der gegenseitigen Einflüsse der großen christlichen Bekenntnisgemeinschaften auf ihren Religionsunterricht und die Situation des Religionsunterrichts im Hitler-regime und in der Deutschen Demokratischen Republik machen die sozialen Funktionen der Konfessionen ebenso klar wie die Stellungnahmen der politischen Parteien zum Religionsunterricht oder die Diskussionen um einen bekenntnisfreien allgemeinen Religionsunterricht.
Diese Geschichte des deutschen Religionsunterrichtes geht als Geschichte der religiösen Erziehung und damit als ein Teil deutscher Kulturgeschichte an der Hauptschwierigkeit des Religionsunterrichtes nicht vorbei — daß „Religion gleichzeitig ein Wissensgebiet, eine Lebenshaltung und ein Weg zur Erlösung“ ist (S. 138—). Viele heutige Kontroversen um die kerydmatdsehie Erneuerung, um das pädagogische Denken, um den Religionsunterricht und um den Religionslehrplan sind, wie Helmreich zeigt, auch Kontroversen vergangener Jahrhunderte.
Über seinen grundsätzlichen Wert hinausgehend hat dieses Buch für Österreich seine spezifische Bedeutung, da die Problematik des Reli-gionslehrplanes für die Allgemein bildenden Höheren Schulen und die Pädagogischen Akademien noch keine Lösung gefunden hat. Die historische Relativierung der zu oft „grundsätzlichen“ Aussagen wird durch Helmreich nahegelegt; würde das Buch — nach dem Vorwort zur deutschen Ausgabe von Gert Otto — nichts anderes bewirken als die endgültige Entsagung gegenüber dem verbreiteten Stil unhistorischer Thesen und Programme in der Religionspädagogik, so wäre dies allein schon ein bleibendes Verdienst.
Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.
In Kürze startet hier der FURCHE-Navigator.
Steigen Sie ein in die Diskurse der Vergangenheit und entdecken Sie das Wesentliche für die Gegenwart. Zu jedem Artikel finden Sie weitere Beiträge, die den Blickwinkel inhaltlich erweitern und historisch vertiefen. Dafür digitalisieren wir die FURCHE zurück bis zum Gründungsjahr 1945 - wir beginnen mit dem gesamten Content der letzten 20 Jahre Entdecken Sie hier in Kürze Texte von FURCHE-Autorinnen und -Autoren wie Friedrich Heer, Thomas Bernhard, Hilde Spiel, Kardinal König, Hubert Feichtlbauer, Elfriede Jelinek oder Josef Hader!