6745429-1967_07_01.jpg
Digital In Arbeit

Preisträger-Los

Werbung
Werbung
Werbung

Alljähiftich wird eine Reihe österreichischer Künstler mit dem Staatspreis ausgezeichnet. Der „große“ wiird auf Antrag des Kunstsenate verliehen und beträgt gegenwärtig 50.000 Schulung. Durch ihn soll das Gesaimtwerk eines Dichters, eines schaffenden Musikers und das eines bildenden Künstlers gewürdigt werden. Es sind jährlich drei Preise vorgesehen, die aber nicht unbedingt verliehen werden müssen, vor allem aber ist — eine sehr vernünftige Regelung — die Verteilung auf die verschiedenen Kunstgebiete dem Kunstsenat anheimgestellt. — Der „kleine Staatspreis“, früher zutreffender „Förderungspreis“ genannt, wird von einer Jury auf Grund eines Wettbewerbes zuerkannt. Auch mit ihm werden, normalerweise, drei Künstler ausgezeichnet. Er ist zur Zeit mit je 25.000 Schilling dotiert.

So willkommen die materielle Unterstützung für die Künstler sein mag — mehr Wiegt bei den meisten doch wohl die moralische Anerkennung sowie die Publicity, die dem Preisträger zuteil Wird. In Rundfunk und Fernsehen wird sein Name genannt; sämtliche österreichische und viele ausländische Zeitungen bringen zumindest die Nachricht, viele auch eine Würdigung, eine Kurzbiographie oder ähnliches. Der Preisträger ist, kurz gesagt, in aller Munde, und seinen Namen lernen auch diejenigen kennen, die nie ein Werk von ihm gehört, gesehen oder gelesen halben.

Um so aufmerksamer wird dann ein Opus beachtet, das unmittelbar nach der Bekanntgabe der Preisträger aufgeführt . beziehungsweise gezeigt wird, zumal in den „Massenmedien“. Da Hätte der bekannte und erfolgreiche Dramatiker Fritz Hochwälder Pech. Zwar stand die Fernsehsendung seines letzten Stücks

„Der Befehl“ am 19. Jänner in keinem ursächlichen Zusammenhang mit der Staatspreisverleihung, aber er geriet just zu diesem Zeitpunkt ins kritische Kreuzfeuer. (Vgl. hierzu auch „Die Furche“ Nr. 4, Seite 2.) Ähnlich erging es dem als Pädagogen wie als Komponisten gleicherweise angesehenen Hanns Jelinek, von dem am 5. Februar eine für sein Schaffen keineswegs charakteristische Operette mit dem Titel „Bubi Caliguüa“ vom österreichischen Rundfunk gesendet wurde. Hätte man,ein für Jelinek typisches Zwölftonwerk gebracht — es wäre zwar nicht von allen Hörern goutiert, wohl alber respektiert worden. Hingegen hat das vor 20 Jahren geschriebene Stück, in dem ein antikes Sujet persifliert wird, eine Musik, die damals ' „modisch“ war und daher heute etwas verstaubt wirkt. — Zwar ist noch ein „Künstlerporträt“ von Jelinek im Programm des Rundfunks vorgesehen — aber die uns mehrfach zu Ohren gekommene Frage bleibt: „Dafür hat er den Staatspreis bekommen?“ Obwohl auch diese Sendung in keinem ursächlichen Zusammenhang mit der Auszeichnung stand.

Als dritter wurde Professor Hans Fronius, der bekannte Graphiker und Illustrator, durch einen großen Staatspreis gewürdigt. Aber von seinem umfangreichen und phantasievollen Werk sehen wir derzeit keine Proben. Preisträger-Los? Die letzte große Fronius-Ausstelllung war vor 15 Jahren in der Albertina zu sehen, eine kleinere veranstaltete 1958 Professor Otto Mauer in seiher Galerie. Dafür findet gegenwärtig eine große Fronaus-Exposiition in Madrid statt, im Oktober folgt München, hierauf Hamburg und im nächsten Jahr Mainz. — Hoffentlich bald auch wieder einmal Wien.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung