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IM STREIFLICHT

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MIT dem Österreichischen Staats- preis 1951 wurde das Gesamtwerk von Felix Braun, Egon Kornauth und Alfred Kubin ausgezeichnet. Außerdem wurden, meist an jüngere Künstler (Dramatiker, Komponisten und Bildhauer), insgesamt zwölf Förderungsund Anerkennungspreise verliehen. Den Dank der Preisträger stattete der Dichter Felix Braun in einer kurzen Ansprache ab, deren wichtigste Sätze hier wiedergegeben seien: „Als Selma Lagerlöf den Nobelpreis entgegennahm, hielt sie jene herrliche Rede, in der sie sagte, daß sie alles, was sie je ersonnen, Schweden verdankte. Wir Musiker, Bildkünstler und Dichter, die in diesem Augenblick mit Preisen ausgezeichnet und bedacht wurden, dürfen in unserem Dank an das Vaterland ähnliches bekennen. Wohl ist das Wort vom Geist, der aus Geheimnis herwehe und in Geheimnis vergehe, wahr. Wir wissen nicht, auf welche Weise die Gnade den Menschen aussondert, aufruft, erhebt oder — verwirft, ja, auf immer verwirft wie den König Saul. Die Einsamkeit, darin der Künstler waltet, und sei sie noch so streng, ersehnt für das Werk eine Gemeinschaft, ersehnt Anklang, Widerhall, Fruchttragung in anderen Seelen. Diese Beglückung ist uns heute zuteil geworden. Und wir möchten geloben, dieser Ehrung unsere Erkenntlichkeit dadurch zu bezeugen, daß wir unsere Arbeit zu der Gestalt zu bringen trachten, die uns als endgültige vorschwebt, vorausgesetzt, daß wir zureichen. Der Künstler dient seinem Lande nicht unmittelbar, wenn er schafft; wenn er aber das Gute, das Schöne erringt, hat er nicht allein dem Genius, sondern zugleich seinem Lande gedient. Wie gerne wollen wir alle Österreich dienen, in der Sphäre, die seine eigentliche ist und bleiben soll: der musischen!

DIE zuständigen Stellen denken allen Ernstes daran, den Wiener Festwochen 1952 einen internationalen Rahmen zu verleihen. Nicht nur will man auf dem Platz vor der alten Universität Eliots „Mord in der Kathedrale' vom Burgtheater aufführen lassen — wir freuen uns, daß man anfängliche Bedenken fallen ließ — nein, man will auch ausländische Künstler, Dirigenten und andere Mitwirkende heranziehen. Die diesbezüglichen Pläne sind zum Teil bereits fixiert und aller Anerkennung wert. Wieder einmal erweist es sich, daß es im Kulturbetrieb viel weniger auf die Mittel ankommt, als man denken sollte: Großzügigkeit oder Engherzigkeit sind es, die über die Zukunft geplanter Veranstaltungen entscheiden. Sie haben, damals, über die Salzburger Festspiele ebenso entschieden wie über die (inzwischen vergessenen) Festver- anstaltungen von Niederschliering im hinteren Lurgau, woselbst man nur heimische Autoren und Schauspieler zu beschäftigen gedachte. Sie sind es, die auch die künftigen Festwochen der Bundeshauptstadt erfreulich oder unersprießlich machen werden. Nicht der Subventionssäckel, der sich dem Erfolgreichen leichter öffnen sollte als dem Erfolglosen..

ZU einem Theaterstück gehört, natürlich, ein Programmheft, in dem außer den Schauspielern und anderen Mitwirkenden bisweilen auch jene Modesalons namentlich angeführt werden, die den weiblichen Hauptdarstellern die Garderobei geliefert oder, was auch vorkommen soll, gestiftet haben. Nun, da bespielt also ein bekanntes Wiener Theater eine fremde Bühne mit einem alten, einem sehr belanglosen Stück — an dem wirklich nichts zu bestaunen ist außer das dazugehörige Programmheft. In diesem nämlich steht nicht nur der Name einer Schneiderin, nein, es enthält gleich eine ganze Liste von Möbel-, Bade- zimmereinrichtungs-, Schuh- und zahlreichen anderen Firmen. Und einen Vorspruch, in dem, tatsächlich, zu lesen ist, daß diese Firmen, die sozusagen die ganze Ausstattung bestritten haben, „Mäzene von heute" seien. Mäzene? Nichts gegen jene Firmen: Reklame ist erlaubt. Aber Mäzene nannte man früher eigentlich nur jene Männer, die einen Horaz, einen Michelangelo, einen Goya, nicht aber schlechte Theaterstücke protegierten …

JEDE Tageszeitung findet es notwendig, über Theaterpremieren, neue Filme und Bücher Kritiken oder Besprechungen zu bringen. Denn jede Tageszeitung fühlt sich verpflichet, ihre Leser vor dem Besuch langweiliger Stücke zu warnen und sie zum Besuch guter Filme oder zum Lesen exemplarisch guter Bücher anzuregen. Und jeder Chefredakteur trägt daä Bedürfnis in sich, seine Leser über das jeweils Neueste zu unterrichten — was ja schließlich auch die erste Aufgabe einer Zeitung ist. Nur der Rundfunk wird immer noch von Kritik und Besprechung recht stiefmütterlich behandelt; die größten Tageszeitungen scheinen ihn vergessen zu haben, andere widmen ihm nur selten — und nicht ohne parteipolitische Richtlinien anzulege., — einige bissige oder lobende Worte. Immer noch vollzieht sich das Wirken der Radiosender — und wer wollte leugnen, daß es ins Breite geht — ohne Kontrolle durch die Öffentlichkeit, die in derlei Dingen nun einmal durch die Spezialkritiker vertreten wird. Und doch gäbe es da manches zu loben, und noch mehr zu tadeln .

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