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Bewußte Politik der geteilten Welt

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Die Sozialisten treten dafür ein, daß in der geteilten Welt von heute die größten Anstrengungen unternommen werden, einen dritten Weltkrieg zu vermeiden, einen Modus vivendi mit dem Osten zu finden. Wir halten eine solche Politik für möglich. Wir halten es für möglich, daß eine bewußte Politik der Teilung der Welt, der Abgrenzung der Sphären von Erfolg begleitet sein kann. Diese Politik muß ohne alle Illusionen betrieben werden. Sie darf unter keinen Umständen zur geringsten Lockerung der demokratischen Widerstandskraft und Abwehrbereitschaft führen. Ein Kompromiß mit dem Osten kann zunächst darin bestehen, daß die richtige Form der Teilung der Welt gefunden wird.

Der demokratische Sozialismus kann nur auf dem Boden der freien Welt des Westens wirken. Er wird diesen Boden mit allen seinen Kräften bewahren, die Freiheit verteidigen. Aber er wird eine unabhängige sozialistische Politik treiben müssen. Gerade die Sozialisten müssen daher die richtige Verteilung der Kräfte auf die militärischen, politischen, ökonomischen, sozialen und kulturellen Aufgaben der westlichen Welt erkennen und vertreten.

Die unabhängige sozialistische Politik erstrebt die Erhaltung des hohen Lebensstandards der arbeitenden Massen im Westen. Sie erstrebt die Befreiung und wirtschaftliche Entfaltung der zurückgebliebenen Länder und Völker des Nahen Ostens, der arabischen Welt, der beiden Indien, Afrikas und Südamerikas. In diesen Gebieten wird mit Hilfe großer westlicher Investitionen eine Steigerung der Produktivität, eine Hebung des Kulturniveaus erwirkt werden müssen. Nur die Hebung des Lebensstandards in diesen Gebieten wird die sozialen Spannungen zwischen den Völkern der freien Welt überwinden können.

Der demokratische Sozialismus muß die Probleme unserer Zeit richtig erfassen. Will und muß der Sozialismus für die Vermeidung des totalen Krieges eintreten, so muß er auch klar erkennen, daß die Alternative die geteilte Welt ist, wenn man die Unterwerfung unter den Sowjetkommunismus ablehnt. Der Weg zum Sozialismus führt zunächst nur durch die freie Hälfte der Welt, der Sozalis-mus ist zunächst nur auf ihrem Boden zu verwirklichen.

Gelingt die Erhaltung des Friedens durch eine Scheidung der beiden Welten, gelingt die Verteidigung der Freiheit im Westen, gelingt die Durchsetzung des Sozialismus auf dem Boden der Demokratie — dann eröffnen sich neue Möglichkeiten. Dann könnte im Laufe einer langen Entwicklung auch eine Überwindung der Teilung der Welt gelingen. Die „eine Welt“ wird in ferner Zukunft die Welt des demokratischen Sozialismus sein.“

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